Bei Mozilla läuft es wegen der steigenden Dominanz von Google Chrome seit einigen Jahren nicht rund.

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250 Mitarbeiter muss Mozilla kündigen – das kündigte das Unternehmen erst kürzlich an. Ein Viertel der Belegschaft fällt somit weg, darunter auch Teile des Entwicklerteams des Open-Source-Browsers Firefox. Der Grund: Der Non-Profit-Organisation fehlt es schlicht an Geld. Mozilla finanziert sich, indem es Suchmaschinenanbieter dafür zahlen lässt, im Browser standardmäßig aktiviert zu werden. Damit ist Google – mit Chrome eigentlich der größte Konkurrent – auch der wichtigste Geldgeber. Mozilla gibt das Coronavirus als einen Grund dafür an, warum man nun einsparen müsse.

Der Entwickler und Blogger Cal Paterson sieht in einem Beitrag vor allem die sinkenden Nutzerzahlen von Firefox als Auslöser für den Schritt. Denn weniger Nutzer bedeuten weniger Suchanfragen und damit weniger Einnahmen. Aus seiner Sicht habe es Mozilla aber nicht geschafft, finanziell unabhängig zu werden, obwohl es jährlich eine halbe Milliarde US-Dollar einnehme.

Hohe Ausgaben für Administration

Einer der primären Wege, um NGOs in Bezug auf ihre Wirksamkeit zu bewerten, ist, zu prüfen, wie Geld ausgegeben wird. 30 Prozent der Einnahmen würden bei Mozilla rein für die Verwaltung benötigt – der NGO-Bewerter Charity Navigator würde Mozilla damit als vollkommen ineffektiv einschätzen, so Paterson. Selbst wenn diese auf 25 Prozent fallen würden, würde Charity Navigator nur fünf von zehn möglichen Punkten vergeben, zehn erst bei 15 Prozent.

Das hat auch mit der Bezahlung für hochrangige Mitarbeiter zu tun: Die Vorstandsvorsitzende Mitchell Baker verdiente etwa rund 2,4 Millionen US-Dollar im Jahr 2018. Zahlungen an sie hätten sich in den letzten Jahren verdoppelt.

Doppelmoral

Ein weiterer Faktor der Bewertung seien ethische Standards einer NGO. Hier sieht der Blogger eine Diskrepanz zwischen dem Fokus von Mozilla, vor allem privatsphärenfreundliche Lösungen anzubieten, und der Entgegennahme von Geldern durch Google. Auch wurden Anti-Tracking-Maßnahmen im Vergleich zu Browsern wie Apples Safari erst viel später – 2019 – eingerichtet, was aus seiner Sicht mit dieser Geschäftsbeziehung zu tun haben könne.

Umdenken

Und auch bei den Resultaten scheitere Mozilla: So gehen die Nutzerzahlen seit Jahren zurück, zahlreiche Projekte mussten wieder eingestellt werden, weil sie ohne Erfolg blieben. Paterson zufolge müsse Mozilla nun seine Strategie radikal ändern, wenn das Non Profit noch weiter bestehen will. Dafür müssten die Ausgaben radikal sinken – und nicht in hohe Managergehälter fließen, sondern rein für die Entwicklung des Browsers eingesetzt werden. Eine Option sei auch, wie der britische "Guardian" Nutzer um Geld zu bitten. (red, 23.9.2020)