Wien – Es ist derzeit wohl einer der wichtigsten, geheimsten und meistgesicherten Orte Wiens: das große Pandemielager der Stadt. Hier liegt ein Vorrat an Schutzausrüstung und Schutzmaterialien für den weiteren Verlauf der Coronavirus-Pandemie, der im Falle eines Versorgungsengpasses für zwölf Wochen reichen würde. Die eisernen Reserven sozusagen. Journalisten durften am Mittwoch für einen Lokalaugenschein auf das Areal.

Von außen sieht das Pandemielager aus wie eine ganz normale große Lagerhalle, wie es sie überall in Wien gibt. Kaum einer würde erahnen, dass sich im Inneren Kartons und Waren im Wert von 50 Millionen Euro stapeln, mit denen sich die Stadt für den Fall gerüstet hat, dass die weltweite Nachfrage nach Schutzmaterialien wieder ansteigt – wie es im Frühling der Fall gewesen ist.

100.000 Liter Desinfektionsmittel und 16,3 Millionen Handschuhe befinden sich im Wiener Pandemielager.
Foto: APA/HARALD SCHNEIDER

Genauer Standort wird nicht verraten

Das Gelände wird streng bewacht, Journalisten müssen vor dem Zutritt Unterlassungserklärungen unterschreiben – der genaue Standort darf nicht verraten werden – und sich einem Fieber-Check unterziehen. "Hier lagert Ware im Wert von vielen Millionen Euro, und ich denke, wir wollen nicht riskieren, dass irgendwer meint, das ist ein besonderer Ort, wo man lustige, dumme Aktionen machen kann. Deswegen haben wir um große Vertraulichkeit gebeten, wo das Lager ist", erklärte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), der bei dem Rundgang ebenso dabei war wie der burgenländische Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ). Denn auf dem Areal ist nicht nur Ware für Wien, sondern auch für das Burgenland gebunkert.

Das Lager gibt es seit knapp zwei Monaten – und es wird stetig befüllt. Bisher wurden rund 200 Sattelzüge mit diversen Schutzmaterialien angeliefert. Die Mengen sind entsprechend groß: 100.000 Liter Desinfektionsmittel und -konzentrate, 16,3 Millionen Handschuhe, 28 Millionen Schutzmasken, 11,2 Millionen Schutzmäntel, Schutzoveralls und Schutzkittel, 1,8 Millionen Schutzbrillen, Schutzhauben und OP-Überhandschuhe sowie 52.000 Sauerstoffmasken und -brillen. Auch die wichtigen Testkits für PCR-Abstriche sind hier gebunkert.

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Hacker fühlt sich gut vorbereitet

Hacker betonte, dass die Versorgungswege mit klaren Verträgen bis in die asiatischen Länder gesichert seien. "Wir sind seither in der Lage, sämtliche Einrichtungen der kritischen Infrastruktur in Wien und auch für das Bundesland Burgenland mitzuversorgen." Bezahlt werde die Ware nach Erhalt und wenn die Qualität passt.

Zu den Einrichtungen, die Material aus dem Lager erhalten, zählen die stationäre und mobile Pflege, Betreuungseinrichtungen im Sozialbereich, Rettungsdienste, Krankentransporte, Einsatzorganisationen, Covid-Betreuungseinrichtungen, niedergelassene Ärzte, Schulen, Kindergärten und die Fondsspitäler in der Stadt. Die Ausrüstung für die städtischen Spitäler des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) befindet sich in einem zweiten, kleineren Lager.

Einsatzstab regelt Verwaltung und Ausgabe

Die Verwaltung und Ausgabe der Utensilien erfolgt über den Einsatzstab nach einem vorgegebenen System. Aktuell sind vier Mitarbeiter von der Berufsrettung im 24-Stunden-Dienst damit betraut. Einrichtungen können ihren Bedarf anmelden und Bestellungen aufgeben. Die Anforderungen werden dann überprüft, vorbereitet und ausgegeben.

Kein alltäglicher Anblick: Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker bei einem Stapler und umgeben von Schutzausrüstung im Wert von 50 Millionen Euro.
Foto: APA/HARALD SCHNEIDER

"Wir erhalten tagtäglich neue Ware, wir verteilen jeden Tag neue Ware. Es ist ein stetiges Kommen und Gehen", erzählte der für das Lager verantwortliche, diensthabende Hauptinspektionsoffizier Raphael Klippl der APA. Geliefert wird aus aller Welt – vor allem aus Europa und dem asiatischen Raum. Die kürzeste Anreise hat dabei das Desinfektionsmittel, es wird in Österreich hergestellt.

"Wir sind gut gerüstet und erwarten ständig neue Lieferungen", versicherte Hacker. Die Neuzugänge sollten unterzubringen sein, denn: Ein wenig Platz gibt es in der mehrere tausend Quadratmeter großen Lagerhalle noch, wie sich beim Rundgang zeigte. (APA, 23.9.2020)