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Ein Mahnmal für Breonna Taylor in Louisville.

Foto: Reuters / Bryan Woolston

Louisville – Im Fall Breonna Taylor wird einer der drei beteiligten Beamten wegen mutwilliger Gefährdung angeklagt. Zu diesem Schluss kam die von einer Grand Jury geleitete Untersuchung, deren Ergebnisse am Mittwochabend verlesen wurden. Allerdings steht diese Anklage nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Tod der jungen Frau. Der betreffende Polizist, Brett Hankison, hatte ohne Sicht auf die Geschehnisse von außen in die Wohnung gefeuert. Dadurch gefährdete er die Bewohner der angrenzenden Wohnungen, was der Grund für seine nunmehrige Anklage ist. Auf mutwillige Gefährdung steht eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren. Hankison war zuvor als einziger der beteiligten Beamten von der Polizei Louisville entlassen worden. Die beiden anderen Polizisten werden nicht angeklagt. Ihre Gewaltanwendung sei gerechtfertigt gewesen, befand die Grand Jury.

Der Anwalt der Familie Taylor äußerte sich auf Twitter zu den Untersuchungsergebnissen.

Benjamin Crump, der Anwalt der Familie Taylor, nannte die Ergebnisse der Untersuchung "empörend und beleidigend": "Wenn Brett Hankisons Verhalten mutwillige Gefährdung der Menschen in angrenzenden Wohnungen war, dann war es das in Breonna Taylors Wohnung auch", schrieb er auf Twitter. "Eigentlich sollte es sogar mutwilliger Mord sein."

Ausnahmezustand verhängt

Nach Bekanntwerden der Untersuchungsergebnisse fanden sich mehrere hundert Menschen in Louisville zu Protestkundgebungen zusammen. Polizeibeamte in Schutzausrüstung waren anwesend. Greg Fischer, der Bürgermeister von Louisville, hatte über die Stadt schon zuvor vorsorglich den Ausnahmezustand verhängt. Ab neun Uhr abends Ortszeit gilt in der ganzen Stadt für 72 Stunden eine Ausgangssperre, von der nur Arbeitswege und Arztbesuche ausgenommen sind. Die Innenstadt ist für den Autoverkehr großteils gesperrt. "Gleich was Justizminister Daniel Cameron verkündet, ich fordere jeden auf, sich auf eine friedliche, gesetzeskonforme Antwort festzulegen", sagte der Bürgermeister vor Verlautbarung der Untersuchungsergebnisse.

Gewaltsamer Tod

Die 26-jährige Breonna Taylor wurde im März von Polizisten erschossen, die sich im Rahmen einer Hausdurchsuchung Zugang zu ihrer Wohnung verschafft hatten. Da es sich um einen sogenannten "No knock warrant" handelte, gaben sich die Beamten Taylor und ihrem Partner nicht als Polizisten zu erkennen. Der gewaltsame Tod der jungen Frau löste im Frühjahr und Sommer breite Protest aus. Zusammen mit George Floyd wurde sie zu einem der Symbole der "Black lives matter"-Bewegung. Anfang September hatte die Stadt Louisville erklärt, der Familie der Getöteten 12 Millionen Dollar auszubezahlen, um einen Rechtsstreit wegen widerrechtlicher Tötung beizulegen. (red, 23.9.2020)