Ein Cuvier-Schnabelwal war Wissenschaftern zufolge vor der US-Ostküste drei Stunden und 42 Minuten unter Wasser und hat damit den längsten je dokumentierten Tauchgang eines Wals hingelegt. Das berichten Forscher um Nicola Quick von der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina und der Fundación Oceanogràfic de la Comunitat Valencia im Fachmagazin "Journal of Experimental Biology". Die Biologen zeigten sich von der Tauchlänge, die Vorhersagen des Limits deutlich übertrifft, überrascht.

Ein auftauchender Cuvier-Schnabelwal. Lange halten sich die Tiere nicht an der Oberfläche auf.
Foto: Danielle Waples/Duke University

Für die Studie beobachtete das Team über mehrere Jahre hinweg Cuvier-Schnabelwale im Atlantik vor der Küste North Carolinas und dokumentierte tausende Tauchgänge. Die Säuger, die rund sieben Meter lang und drei Tonnen schwer werden können, haben sich ihren Rang als Top-Taucher unter den Säugetieren schon lange gesichert: Ihre Tauchgänge führen sie in Tiefen von bis zu 3.000 Metern, wo sie nach Tintenfischen und Tiefseefischen jagen.

Unterwasser-Ausreißer

Die meisten dokumentierten Tauchgänge waren zwischen 33 Minuten und zwei Stunden und 13 Minuten lang – einer aber fast drei Stunden und der längste drei Stunden und 42 Minuten. "Möglicherweise gab es eine besonders produktive Nahrungsquelle, etwas wurde als Gefahr wahrgenommen, oder es gab ein Geräusch, das diese Tauchgänge beeinflusst hat", spekulierte Quick.

Die Meeressäuger verfügen über einen außergewöhnlichen Stoffwechsel.
Foto: Danielle Waples/Duke University

Nach ihren Tiefsee-Expeditionen verbringen Cuvier-Schnabelwale nur rund zwei Minuten an der Oberfläche – was die Ausstattung mit Sendern nicht gerade vereinfachte. Die Wissenschafter nehmen an, dass die Wale einen außergewöhnlich langsamen Stoffwechsel haben müssen. Zusätzlich dürften sie hohe Sauerstoff-Speicherkapazitäten haben, offenbar schalten sie erst nach 77,7 Minuten unter Wasser auf einen sogenannten anaeroben Stoffwechsel um. Damit verhindern die Wale, dass sich zu viel Milchsäure in ihren Muskeln anreichert.

"Wir waren sehr überrascht, dass diese Tiere das angenommene Tauchlimit so weit überschreiten können", sagte Quick. "Wir konnten es zunächst gar nicht glauben – das sind immerhin Säugetiere." Die Beobachtung des Rekordtauchgangs werfe viele neue Fragen zur Physiologie der Tiere auf. (dare, APA, 24.9.2020)