Manuela Födinger wurde als Erfinderin des "Corona-Gurgeltest" von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) mit einer Ehren-Medaille versehen.

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Die Staberln, die zu Beginn der Corona-Pandemie fast ausgegangen sind, standen am Anfang des von Manuela Födinger und ihrem Team entwickelten Gurgeltests. Im März begann die Wiener Ärztin, sich mit ihren Kollegen eine Alternative zum PCR-Test per Rachenabstrich zu überlegen – eine Alternative, die ohne der Mangelware Abstrichbesteck auskam. "Es gab damals viele Überlegungen, unter anderem auch über Speichel- oder Stuhlproben", sagt die 56-Jährige.

Da die frische Infektion besonders die oberen Atemwege betrifft, entschied man sich fürs Gurgeln. Die Idee ist nicht ganz neu: Schon bei der Sars-1-Epidemie kam diese Methode zum Einsatz. Und: "Gegurgelt hat man auch bei anderen Viruserkrankungen", sagt Födinger.

Es musste nur geprüft werden, ob und wie das Gurgeln auch bei Sars-CoV-2 funktioniert. Getestet wurde das, indem bei Corona-Patienten Abstriche genommen wurden, sie aber auch gurgeln mussten. "Wir waren völlig platt, wie gut es funktioniert, es gab von Beginn an eine gute Übereinstimmung", sagt sie. Gegurgelt wird mit einer 0,9-prozentigen Kochsalzlösung. "Sie ist leicht zu bekommen, und wir können sie auch selbst herstellen. Und: Sie kommt im Dreh-und-Trink-Flascherl, das ist ideal", sagt Födinger.

Lutschertest für Kleine

88 Prozent der Schulkinder können gurgeln und den Test nutzen. Für die Kleineren arbeitet Födinger gerade an einer neuen Methode. "Es laufen die ersten Experimente mit Lutschern", sagt sie. Eine ein Art "Lollis", also Stäbchen aus einem saugfähigen Material, sollen dabei den Speichel der Kleinkinder aufnehmen. "Wir dachten, das ist eine gute Idee, wir wissen noch nicht, ob es funktioniert", sagt Födinger.

Das Interesse an der Medizin kam bei Födinger früh auf. Als ihre Mutter erkrankte, erwachte bei Födinger der Wunsch zu helfen. Nach der Schule zog es die Christkindlerin von Oberösterreich nach Wien zum Studieren. Nebenher jobbte sie in Laboren. "Mir war völlig klar, wohin es geht, ich habe das geliebt." Nach dem Studium machte Födinger das internationale Diplom für Tropenmedizin. "Damals waren Infektionen ein großes Thema, besonders weil HIV gerade aufgepoppt ist."

Am Institut für Tropenmedizin konnte sie später ihr technisches Spektrum um molekulare Diagnostik erweitern, bevor sie an der Klinik Favoriten anheuerte. "Ich bin eine fleißige Laus, aber hatte auch immer Menschen, die mich unterstützt haben", erzählt sie. Einer davon war ihr Mann, ebenfalls Arzt. Ihre beiden Söhne treten in ihre Fußstapfen und studieren Medizin. (Oona Kroisleitner, 24.9.2020)