5G-Sender – diese hier hängen in Peking

Foto: EPA/WU HONG

Schon in wenigen Jahren soll man auf dem Handy fernsehen können, ohne dafür eine SIM-Karte zu benötigen oder Internet-Datenvolumen zum verbrauchen – möglich wird das durch den neuen Übertragungsstandard 5G Broadcast, den die ORF-Sendetochter ORS bei den Österreichischen Medientagen vorgestellt hat. "Den Markt wird das ab 2023/24 betreffen", kündigte ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion an.

Die ORS ist an der Entwicklung maßgeblich beteiligt und hat im heurigen Frühjahr einen groß angelegten Testbetrieb in Wien begonnen, bei dem der neue Übertragungsstandard an den Sendeanlagen am Wiener Kahlenberg und in Wien-Liesing über die nächsten Jahre erforscht wird. Seit dem Sommer sind zusätzlich eigene Messwägen in Wien unterwegs, um unterschiedliche Geh- und Fahrgeschwindigkeiten zu simulieren und die Empfangsqualität des Signals zu testen.

"Konkurrenzfähig zu Netflix und Amazon Prime"

Durch 5G Broadcast sollen die Mobilfunknetze entlastet und eine hohe Ausfallsicherheit erreicht werden. "Durch das Zusammenspiel von Rundfunk- und Mobilfunktechnologie entsteht ein hybrides Kommunikationsnetz, das Nutzererlebnisse bieten kann, die gegenüber Streamingdiensten wie Netflix oder Amazone Prime konkurrenzfähig sind", sagte Wagenhofer.

5G Broadcast soll "lineares" Antennen-Fernsehen auf Smartphones oder Tablets ermöglichen, ohne die Netze zu belasten, Rundfunksender können damit ihre Kunden auch künftig direkt und billig erreichen, die Kunden brauchen dafür keinen Mobilfunkvertrag. Ein weiterer Vorteil sie, dass in einem autarken 5G-Broadcast-Netz in Katastrophen- und Krisenzeiten die Informationsübermittlung für TV und Radio sowie mobile Endgeräte sichergestellt sei, führt die ORS ins Treffen. Wagenhofer sprach von einer "Win-win-win-Situation", weil sowohl die Kunden als auch Rundfunkveranstalter und Mobilfunker davon profitieren würden.

Es werde in den nächsten zehn Jahren wichtig sein, dass man über 5G Broadcast einen direkten Zugang zu den Kunden habe und keine Gatekeeper dazwischen stünden, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Denn die Telekommunikationsunternehmen hätten andere Interessenslagen als die Rundfunkveranstalter. (APA, 24.9.2020)