Wien – Nach dem dramatischen Einsatz am Donnerstagabend beim Craft-Beer-Shop im achten Bezirk standen am Freitag Einvernahmen des Beschuldigten sowie von Zeugen an. Wie berichtet, wurde dort laut der Pressestelle der Wiener Landespolizeidirektion gegen 19 Uhr ein Beschuldigter wegen Nötigung, Sachbeschädigung und waffenrechtlicher Übertretung vorläufig festgenommen – weil er laut Aussage einen 63-jährigen Passanten bedroht und genötigt haben soll. Dazu sollte es eine Anzeige wegen Anstandsverletzung gegenüber den einschreitenden Beamten setzen.

Zu Mittag wurde dann via APA publik, dass es sich bei dem Festgenommenen um den Bierwirt selbst gehandelt hat und dass er letztlich mit mehreren Anzeigen auf freien Fuß gesetzt wurde – er habe randaliert und bei ihm seien 1,44 Promille festgestellt worden. Bei dem Polizeieinsatz wurde auch eine verbotene Waffe sichergestellt – eine Taschenlampe mit integriertem Elektroschocker.

Seit gut zwei Jahren sind die Gerichte mit der Causa "Bierwirt gegen Maurer" beschäftigt – das Lokal geriet schon Ende Mai 2018 ins Gerede.
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Das Bierlokal geriet schon vor mehr als zwei Jahren ins Gerede – weil die Grünen-Politikerin Sigrid Maurer, damals ohne Mandat, heute Klubobfrau, vom Account des Bierladenbetreibers äußerst obszöne Privatnachrichten erhalten hat. Weil sie daraufhin die Identität des Mannes über die sozialen Netzwerke geoutet hat, sind seitdem die Gerichte mit der Causa beschäftigt – denn der Bierwirt will die Botschaften nicht abgesetzt haben, er klagte Maurer wegen übler Nachrede, Gäste hätten im Lokal Zugang zu seinem Computer gehabt.

Keine Infos zu "Herrn Willi"

Beim letzten Prozesstag am 11. September legte der Bierwirt ein Bekennerschreiben von seinem angeblichen Freund und Kunden "Willi" vor, der darin gesteht, die obszönen Nachrichten von einst verfasst zu haben. Bis dato hat das Wiener Landesgericht für Strafsachen aber trotz einer Wochen-Fristsetzung "keine Informationen und Unterlagen hinsichtlich des Herrn Willi" erhalten – wodurch keine Ladung erfolgen kann. (Jan Michael Marchart, Nina Weißensteiner, 25.9.2020)