Am 14. Oktober wird das ISS-Team um drei weitere Raumfahrer verstärkt. Die Kosmonauten Sergej Kud-Swertschkow (links) und Sergej Ryshikow (Mitte) würden den russischen Corona-Impfstoff nicht nehmen. Rechts im Bild: Die US-Astronautin Kate Rubins.
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Moskau – Obwohl die letzten, entscheidenden Tests noch laufen, hatte Russland die Pilot-Produktion des ersten amtlich zugelassenen Corona-Impfstoffs der Welt bereits im vergangenen August abgeschlossen. Die Vorbehalte gegenüber die "Sputnik V" getaufte Vakzine bleiben bestehen, auch im eigenen Land: Auch die beiden russischen Vertreter der nächsten ISS-Besatzung stehen einer möglichen Corona-Impfung mit dem russischen Wirkstoff skeptisch gegenüber. "Ich persönlich würde sagen, dass ich mich nicht impfen lassen werde, weil ich in dieser Frage sehr vorsichtig bin", sagte der künftige Bordkommandant Sergej Ryshikow am Donnerstag während einer Online-Pressekonferenz im Roskosmos-Trainingszentrum außerhalb Moskaus.

Der sicherste Ort auf dem Planeten

Eine Impfung sei zudem nicht nötig, weil die Internationale Raumstation aus epidemiologischer Sicht "derzeit der sicherste Ort auf dem Planeten" sei, fügte der 46-jährige Kosmonaut hinzu. Ryshikows Kollege Sergej Kud-Swertschkow wies darauf hin, dass die Kosmonauten in Gesundheitsfragen nicht selbst entscheiden können. Die Entscheidung über ihre Impfung liege bei den zuständigen Ärzten. Diese Entscheidung stehe an, "sobald der Impfstoff erprobt ist und seine Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt" habe.

Russland hatte im August seinen Impfstoff mit dem Namen "Sputnik V" zugelassen, ohne die letzte Testphase mit zehntausenden Probanden abzuwarten. Diese soll nun mit 40.000 Freiwilligen in Moskau und tausenden weiteren in anderen Ländern nachgeholt werden.

Skepsis

Westliche Wissenschafter übten scharfe Kritik an diesem Vorgehen. Sie zweifeln an der Sicherheit der Impfung. Auch die WHO zeigte sich skeptisch. Mehrere prominente russische Politiker, darunter Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin, haben sich nach eigenen Angaben bereits impfen lassen, ebenso wie eine Tochter von Präsident Wladimir Putin, wie der Kreml-Chef selbst verkündet hatte. (red, APA, 25.9.2020)