Auch wenn man allein im Lift fährt, empfiehlt sich ein Mund-Nasen-Schutz – sowohl wegen der Benützer davor wie auch wegen der Benützer danach.

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Amsterdam – Grundsätzlich ist es für die Gesundheit und vor allem der Kondition zuträglicher, Stiegen zu steigen statt mit dem Lift zu fahren. In Corona-Zeiten kommt ein weiterer gesundheitlicher Nachteil des Aufzugs hinzu: Die Kabinen sind laut einer niederländischen Studie Orte des erhöhten Infektionsrisikos. Und dazu muss man nicht einmal mit einer infizierten und ansteckenden Person den Anzug teilen, wie Forscher der Uni Amsterdam nach Tests herausfanden.

Realitätsnahe Testanordnung

Bei lautem Sprechen und Husten können infizierte Personen binnen kurzer Zeit Milliarden von Corona-Viren in die Luft abgeben – entweder in Form von größeren Tröpfchen oder von Aerosolen, also winzigen Schwebtröpfchen, die nicht so rasch zu Boden sinken und sich länger in der Luft halten. Cees van Rijn hat mit Kollegen untersucht, wie lange sich solche Aerosole in normalen Aufzugkabinen halten. Bei den Tests kamen die Tröpfchen realitätsnah aus einer Sprühdüse, und die Aufzugtüren waren bis zu 20 Prozent der Zeit geöffnet.

Langsames Absinken der Konzentration

Bei der Überprüfung mittels Laserlicht ermittelten die Forscher, dass es bei dieser Versuchsanordnung rund eine Viertelstunde dauert, ehe die Zahl der Aerosole um den Faktor 100 abgesunken ist. Aufzugbenützer könnten mithin in einer durchschnittlich großen Kabine über die Luft zehn bis tausende Corona-Virus pro Minute aufnehmen, nachdem dort Minuten zuvor eine infizierte Person dort gesprochen oder gehustet hat. Potenziell infektiöse Tröpfchen finden sich laut der Studie, die im Fachblatt "Indoor Air" erschien, bis zu 30 Minuten lang in der Kabinenluft.

Offene Aufzugtüren helfen

Auch wenn man nicht weiß, was die geringste noch infektiöse Dosis für eine Sars-CoV-2-Infektion über die Luft ist, raten die Forscher in jedem Fall, beim Benützen eines Aufzugs einen Mund-Nasen-Schutz zu verwenden und im Lift nicht zu sprechen. Aufzugbetreiber wiederum sollten die automatische Türschließfunktion so programmieren, dass die Türen des Lifts während der Nicht-Betriebs offen bleiben. Dadurch verringere sich die Aerosol-Haltbarkeit nämlich auf zwei bis vier Minuten. (tasch, 26.9.2020)