Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Pro: Schneller zur Normalität

von Oona Kroisleitner

Das Wort Pflicht ist eines, das hören die meisten von uns überhaupt nicht gerne. Ein Wort, das sofort das Gefühl hervorruft, man würde in seiner Freiheit eingeschränkt und zu etwas Schlimmen gezwungen.

So ist es auch bei der Registrierungspflicht in der Gastronomie. Während viele Gastronomen darin eine relativ milde Maßnahme sehen, durch die sie trotz steigender Infektionszahlen ihre Lokale offenhalten können, sind die Gäste da weitaus kritischer. Dem Wirten die Kontaktdaten geben? Beim Reservieren eines Tisches: ja, gerne. Zur Bekämpfung einer Pandemie: lieber nicht. Dabei gibt man andernorts – ganz freiwillig – viel weniger zaghaft seine Daten heraus. Beim Kauf von Veranstaltungstickets zum Beispiel.

Trägt man seine Daten beim Lokalbesuch auf einem Blatt Papier ein, kann man dazu beitragen, dass das Contact-Tracing und das Erkennen von Clustern schneller und besser funktionieren – und Ansteckungsketten dadurch eher unterbrochen werden. Das ist angesichts der steigenden Neuinfektionen unbedingt notwendig. Es kann nicht sein, dass Kontaktpersonen – wenn überhaupt – erst Tage später informiert werden.

Dass die eigenen Daten nach der Herausgabe und während der Aufbewahrung streng geschützt werden müssen, ist die Voraussetzung, damit möglichst viele Gäste kooperieren. Das muss garantiert werden. Schließlich wollen alle schnellstmöglich wieder zur Normalität zurück. (Oona Kroisleitner, 25.9.2020)

KONTRA: Mit kleinen Schritten

von Fabian Schmid

Die meisten Menschen haben überhaupt kein Problem damit, sich beim Wirtshausbesuch zu registrieren: Sie hätten ja nichts zu verbergen, was sei schon dabei. Es ist das alte Argument, mit dem mehr Überwachung achselzuckend zur Kenntnis genommen wird. Aber ein demokratischer Staat darf sich in solchen Fragen nicht an der Mehrheit orientieren. Er muss sich an denen orientieren, die besonders schutzwürdig sind: am schwulen Burschen, der in eine queere Bar geht. Am Mädchen aus streng konservativem Elternhaus, das fortgehen will. Oder an Personen mit Berufsgeheimnissen, die Quellen oder Mandanten treffen. Sie alle würden gefährdet werden, wären die Daten ihrer Lokalbesuche bekannt. Ein hoher DatenschutzStandard ist also wichtig, hoffentlich kann man den Wirten das zutrauen.

Abgesehen davon ist die leidvolle Erfahrung aus Jahrzehnten der immer stärkeren Überwachung, dass einmal eingeführte Maßnahmen nur sehr schwer wieder wegzubekommen sind – ohne Höchstgerichte wäre das nahezu unmöglich. Eher werden durch die Politik Maßnahmen verschärft. Auch hier droht das: Nennen sich im Wirtshaus alle Donald Duck, kommt wohl die Ausweispflicht. Und verlagert sich das epidemiologische Geschehen in Privathaushalte, dann ... Stellen wir uns das lieber nicht vor. Kämpfen wir lieber gegen das Virus, ohne unsere Freiheit noch mehr einzuschränken. (Fabian Schmid, 25.9.2020)