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Foto: Reuters/TWITTER/lazrakic

Prishtina (Pristina) – Der Kosovo ist drauf und dran einen See nach US-Präsident Donald Trump zu benennen. Ministerpräsident Avdullah Hoti hieß jedenfalls einen entsprechenden Vorschlag von Trumps Sondergesandten für den Kosovo und Serbien laut Medienberichten gut. Die US-Regierung hatte jüngst die Unterzeichnung von Dokumenten durch Hoti und Serbiens Präsidenten Aleksandar Vucic als Durchbruch im Verhältnis der beiden verfeindeten Staaten im Oval Office des Weißen Hauses groß in Szene gesetzt.

Er begrüße den Vorschlag des Sondergesandten Richard Grenell, sagte Hoti. Konkret geht es um den Gazivoda-Stausee (albanisch auch: Ujman-See), der direkt auf der Grenze zu Serbien liegt. Beide Länder erheben Anspruch auf den Stausee, der sich zu 80 Prozent auf dem Gebiet des Kosovo und zu 20 Prozent in Serbien befindet.

Grenell war früher US-Botschafter in Deutschland. Beobachtern zufolge kommt er als Außenminister infrage, sollte Trump im November wiedergewählt werden. Premier Hoti erinnerte an die Worte des Kriegs-Präsidenten der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova. Dieser habe gesagt: "Wir haben eine besondere und permanente Freundschaft."

Die NATO mit den USA an der Spitze hatte 1999 in den Kosovo-Krieg mit Luftschlägen aufseiten der Albaner, die gegen das damalige Rest-Jugoslawien für die Unabhängigkeit von Serbien kämpften, eingegriffen. Nach dem Krieg stand der Kosovo unter UNO-Verwaltung. 2008 erklärte die frühere serbische Provinz ihre Unabhängigkeit, nachdem keine Verhandlungslösung mit Serbien zustande kam. Belgrad betrachtet den Kosovo nach wie vor als Teil Serbiens und will die Unabhängigkeit nicht anerkennen.

Auch die Brücke über den zukünftigen Trump-See soll umbenannt werden.

Trump habe eine "außerordentliche Rolle gespielt bei der historischen Vereinbarung zur Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Republik Kosovo und Serbien", erklärte Hoti. Dies sei ein bedeutender Schritt hin zu einem endgültigen politischen Abkommen samt gegenseitiger Anerkennung. Die Bürger des Kosovo seien den USA "ewig dankbar".

Konkret haben Hoti und Vucic in Washington kein bilaterales Abkommen unterzeichnet. Jeder der beiden unterschrieb vielmehr ein Dokument. Darin sagen sie zu, wichtige Verkehrsverbindungen vom Kosovo nach Serbien auf der Straße und auf der Schiene zu vollenden. Reisen der serbischen und kosovarischen Bürger von einem Land ins andere sollen in weiterer Zukunft ohne Pass, nur noch mit einem Personalausweis möglich sein.

Ein Jahr Pause

Außerdem soll Serbien für ein Jahr seine Kampagne gegen die Anerkennung des Kosovo, gegen die Rücknahme der Anerkennung und gegen die Aufnahme des Kosovo in internationale Organisationen für ein Jahr auszusetzen. Umgekehrt soll der Kosovo im gleichen Zeitraum keine solchen Mitgliedschaften etwa in der UNO oder der OSZE beantragen.

Der Kosovo darf aber weiterhin bei einzelnen Staaten um die Anerkennung seiner 2008 erklärten Unabhängigkeit von Serbien werben. Viele Kommentatoren sahen in der Inszenierung im Weißen Haus vor allem eine "Show" Trumps, um im US-Wahlkampf als Dealmaker mit einem außenpolitischen Erfolg Punkte zu sammeln.

Die Albaner stehen den USA traditionell positiv gegenüber. In der kosovarischen Hauptstadt Prishtina gibt es etwa bereits einen Bill-Clinton-Boulevard sowie eine George-Bush-Straße. Die kosovarische Tageszeitung "Gazeta Express" veröffentlichte am Donnerstagabend auf ihrem Internetportal eine Fotografie des Ujman-Sees mit dem Namenszusatz "Trump-See". Zuvor brachten Belgrader Medien Aufnahmen eines am Stausee angebrachten Spruchbandes mit der Aufschrift: "Präsident Trump, die Kosovo-Serben sind Ihnen dankbar, für den Frieden, den sie bringen!" Viele Kosovo-Serben stehen dem Staat Kosovo kritisch gegenüber und wollen ihn auch nicht anerkennen wie die serbische Regierung. (APA, 25.9.2020)