Michael Ritsch wird Bürgermeister von Bregenz.

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Stefan Jochum wird neuer Chef des Arlbergdorfes Lech.

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Bregenz – Der 52-jährige SPÖ-Politiker Michael Ritsch wird Bürgermeister der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz. Er setzte sich am Sonntag in der Bürgermeister-Stichwahl mit 51,67 Prozent der Stimmen gegen den 60-jährigen amtierenden ÖVP-Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) durch. Ritsch wird damit der erste sozialdemokratische Bürgermeister von Bregenz seit 30 Jahren.

Herausforderer Ritsch konnte in der Stichwahl 5.460 Stimmen (51,67 Prozent) für sich beanspruchen, der seit 1998 amtierende Bürgermeister Linhart 5.108 (48,33 Prozent) – ein Vorsprung von 352 Stimmen für Ritsch. Die Wahlbeteiligung lag bei 49,85 Prozent – nach 50 Prozent im ersten Wahlgang. Ritsch und Linhart traten bei diesen Gemeindewahlen bereits zum vierten Mal in der Bürgermeister-Direktwahl gegeneinander an, nach 2005 standen sie sich heuer zum zweiten Mal in einer Stichwahl gegenüber.

Seit 1990 kein SPÖ-Bürgermeister mehr

Ritsch wird nun das dritte sozialdemokratische Stadtoberhaupt von Bregenz, wo von 1970 bis 1990 Bürgermeister der Sozialdemokraten regierten (Fritz Mayer von 1970 bis 1988, Norbert Neururer von 1988 bis 1990) und die Partei zeitweise die absolute Mehrheit innehatte.

Ritsch war diesmal mit 893 Stimmen Rückstand in die Stichwahl gegangen (3.532 zu 4.425 Stimmen; 8,72 Prozentpunkte Unterschied) – weit mehr als vor 15 Jahren, als Ritschs Rückstand im ersten Wahlgang lediglich 317 Stimmen betrug. Linhart behielt damals mit einem Stimmenanteil von 52,56 Prozent die Oberhand.

Neuer Mann in Lech

Während in Feldkirch Wolfgang Matt (ÖVP) wiedergewählt wurde und in Lochau am Bodensee mit Frank Matt erstmals ein Grüner ins Rathaus einzieht, meldet das kleine Lech am Arlberg einen historischen Machtwechsel. Ludwig Muxel (65), ist am Sonntag von den Bürgern der Gemeinde abgewählt worden. Nach mehr als 27-jähriger Amtszeit unterlag er in der Bürgermeister-Stichwahl seinem Herausforderer Stefan Jochum (54). Während auf Jochum 549 Stimmen (53,56 Prozent Stimmenanteil) entfielen, musste sich Muxel mit 476 Stimmen (46,44 Prozent) begnügen. Die Wahlbeteiligung lag bei 80,64 Prozent (Erster Wahlgang: 81,09 Prozent).

Muxel holte damit zwar Stimmen auf Jochum auf, aber nicht ausreichend für die Umkehr des Wahlergebnisses von vor zwei Wochen. Schon im ersten Wahlgang war der Bürgermeister mit 369 Stimmen (35,45 Prozent) klar hinter Jochum (496 Stimmen, 47,65 Prozent) zurückgeblieben. Nach seinen Vorstellungen hätte Muxel für zwei weitere Jahre auf dem Bürgermeistersessel Platz nehmen und ihn dann abgeben wollen.

Die persönlichen Pläne des langjährigen Bürgermeisters wurden aber offenbar vom scharfen Gegenwind bei der Gestaltung des neuen Gemeindezentrums durchkreuzt. Das bereits in Umsetzung befindliche Großprojekt mit Investitionskosten von 38 Millionen Euro und dem Fertigstellungstermin 2022 spaltet die Gemeinde. Jochum punktete bei den Wählern insbesondere mit seiner Haltung, dass das Großprojekt in eine Richtung steuere, die ihm nicht gefalle.

Standesbeamter wird Bürgermeister

Als langjähriger Mitstreiter und Vertrauter von Muxel hatte sich Jochum – er ist der Standesbeamte von Lech – erst im Sommer zur Kandidatur bei der Bürgermeister-Direktwahl entschlossen. Beim ursprünglichen Wahltermin am 15. März, der aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurde, wäre Jochums Name nicht auf dem Wahlzettel gestanden.

Die politischen Verhältnisse in Lech sind mit der Gemeindevertretungswahl am 13. September deutlich komplizierter geworden. Traten in der Arlberg-Gemeinde 2015 und 2010 gar keine Listen bei der Gemeindewahl an, so waren es dieses Mal gleich vier. Neben Muxels "Liste Lech" standen auch Jochums Liste "Unser Dorf" sowie "Zusammen uf Weg" und "Zukunft wagen" zur Wahl. Die absolute Mehrheit erreichte aber keine der allesamt bürgerlichen Namenslisten. Von den 18 zu vergebenden Mandaten gingen acht an die "Liste Lech", fünf an "Unser Dorf", vier an "Zusammen uf Weg" sowie eines an "Zukunft wagen". Bürgermeister Jochum wird folglich die Zusammenarbeit suchen müssen, um Mehrheiten zusammenzubekommen. (APA, 27.9.2020)