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Zahlreiche Hotlines gibt es rund um Covid, doch bei 1450 mehren sich die Beschwerden.

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Über sie wird in letzter Zeit häufig gesprochen: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hotline 1450, die laut Berichten vieler Anrufer überlastet ist.

Im STANDARD-Forum beschreibt User "Cookii23" den Arbeitsalltag, denn statt nur darüber zu berichten, "wie schlecht in Wien nicht alles läuft", solle den Mitarbeitern zugehört werden. Zusätzlich zu jenen Personen, die anrufen und wirklich Symptome haben, würden jene kommen, die wegen falscher Infos anrufen. "Medien berichten von einer Meldepflicht für die Teststraße, Tests, die nicht existieren." Und dann seien da noch jene, die anrufen, "weil sie sich den Zeh gestoßen haben (oder noch Banaleres)", und jene Anrufer, die eigentlich nur ihr Testergebnis wissen wollen. Dafür zuständig wäre der Gesundheitsdienst der Stadt, die MA 15, diese sei aber häufig nicht zu erreichen. Es gebe Hotlines für Schulen, Kindergärten und anderes. Wegen Überlastung lande schlussendlich vieles wieder bei 1450. "Wir werden von Leuten beschimpft, die einen Tag auf den Test warten. Wir werden angeprangert für alles, was gerade falsch läuft."

ÖVP sieht Systemversagen

Auch in der Krone konnte man am Sonntag Erfahrungsberichte von Mitarbeitern der Gesundheitshotline nachlesen. In einem internen Whatsapp-Chat, der der Zeitung zugespielt wurde, tauschen sich Angestellte über Probleme aus – von langen Wartezeiten für Anrufer, schlechten Teamleitern und einer überlasteten MA 15 ist da zu lesen.

Die Wiener ÖVP nutzte den Bericht, um ihre Forderung zu erneuern, Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) möge Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) seine Agenden entziehen. Bei der Hotline herrsche "Systemversagen".

Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) wählte am Sonntag in der ORF- Pressestunde zwar nicht so drastische Worte. Sie gab aber zu: "Wir haben in Wien tatsächlich hier Probleme, und wir müssen in Wien besser werden."

So sieht das Formular aus, dass die Stadt Wien empfiehlt. Wie ein Wirt oder eine Wirtin die Daten aber tatsächlich erfasst, ist nicht gesetzlich vorgeschrieben.
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Im Büro von Stadtrat Hacker sieht man das freilich anders. Gegenüber der APA wurde am Sonntag versichert, dass sich die täglichen Anrufe nach zeitweiligen, "nur bedingt vorhersehbaren" Spitzen – etwa nach ersten Medienberichten über eine orange oder später rote Ampelschaltung Wiens – wieder normalisiert hätten. Derzeit seien 425 Mitarbeiter im Einsatz für die Hotline, es werde laufend Personal im Gesundheitsbereich eingestellt.

Wien verteidigt sich

Die Wartezeiten betreffend veröffentlichte das Team um Hacker die Zahlen vom Samstag: Da habe es im Schnitt 30 Sekunden bis zur Aufnahme der Daten des Anrufers gedauert. Weitere 20 Sekunden dauerte die Weiterleitung zum Abklärungsgespräch mit dem medizinischen Personal. Bezüglich der Dauer bis zur Testabnahme wurde auf die kürzlich eröffnete zweite Corona-Teststraße auf der Donauinsel verwiesen. Dort können sich auch Personen mit Symptomen testen lassen, statt zu Hause auf das Mobile-Home-Sampling-Team zu warten. Ab Montag ist zusätzlich der "Cluster-Buster-Bus" unterwegs, ein mobiler Testbus, der 48 Proben innerhalb einer Stunde auswerten soll.

Die Zahl der Neuinfizierten ging in der Hauptstadt zuletzt zurück. In dieser Woche wurden – Stand Sonntag um 8 Uhr – 1998 Personen positiv auf Sars-CoV-2 getestet, ein Minus von 14,6 Prozent. Die durchschnittliche Positivrate bei den Testungen ist von 6,02 Prozent in der vergangenen Woche auf 5,71 Prozent in dieser Woche gesunken.

Erst am Freitag erntete Wien auch erneut Kritik von ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz: Er erinnerte daran, dass Wien in Relation noch einmal rund doppelt so viele Fälle habe wie Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg, und forderte weitere Maßnahmen – auch abseits der Registrierungspflicht in Lokalen, die ja in der Nacht auf Montag anlief.

Finanzminister und ÖVP-Spitzenkandidat für die Wien-Wahl, Gernot Blümel, legte am Sonntag in der Pressestunde nach: Wien sollte dem Beispiel der westlichen Bundesländer folgen und ebenfalls die Sperrstunde auf 22 Uhr vorverlegen, forderte er neuerlich. Rundherum wird übrigens betont, dass es sich um inhaltliche Forderungen, nicht um Wien-Wahlkampf handelt.

Partys in Wien aufgelöst

Apropos Sperrstunde: Am Wochenende lief die von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) angekündigte Aktion scharf gegen Sperrstundenverletzungen an. Die Polizei kontrollierte am Freitag bundesweit über 2000 Lokale und Veranstaltungsstätten, in der Nacht von Samstag auf Sonntag waren es insgesamt 3102 Kontrollen. Im Zuge der Kontrollen habe es 90 Anzeigen gegeben, davon 62 in Wien.

In der Nacht auf Samstag wurden zwei Partys in Wien-Favoriten aufgelöst. Beim Eintreffen in der ersten Diskothek fanden die Beamten rund 400 Personen, eine volle Tanzfläche und kaum Masken vor, im zweiten Lokal seien mehr als 300 Personen am Feiern gewesen. Die Folge: mehrere Anzeigen nach dem Covid-19-Maßnahmengesetz, nach dem Veranstaltungsgesetz, dem Ausländerbeschäftigungsgesetz und wegen unbefugter Gewerbeausübung. (Lara Hagen, Gabriele Scherndl, 27.9.2020)