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Schon die Apollo-Astronauten trugen Dosimeter mit sich herum, um die Strahlungsbelastung einigermaßen messen zu können. Seitdem hat sich die Messtechnologie aber erheblich verbessert.
Foto: Reuters/NASA

Angeblich sind wir nur noch vier Jahre davon entfernt, dass Menschen auf den Mond zurückkehren – gut ein halbes Jahrhundert, nachdem ihn die letzten verlassen haben. Zumindest hält die NASA bislang am Termin 2024 fest, der diesen Frühling für die Mission Artemis bekanntgegeben wurde. Ursprünglich war dafür das Jahr 2028 angepeilt gewesen, und Raumfahrtexperten sind etwas skeptisch, dass vier Jahre Vorbereitung ausreichen werden.

Entscheidender als der tatsächliche Startzeitpunkt dürfte aber sein, wie es danach weitergeht. An ehrgeizigen Bekundungen für die Errichtung einer dauerhaften Präsenz auf dem Mond fehlt es nicht. Bewohner einer künftigen Mondbasis würden jedenfalls vor einer Reihe von Herausforderungen stehen – und eine davon ist die Weltraumstrahlung, der sie auf dem atmosphärelosen Erdtrabanten ausgesetzt sind. Ein chinesisch-deutsches Forschungsprojekt hat dazu nun neue Daten geliefert, wie die Universität Kiel berichtet.

Messungen über ein Jahr

Im Jänner 2019 ist die chinesische Sonde Chang’e-4 auf der Rückseite des Mondes gelandet. Zu den Messgeräten an Bord zählt auch der Strahlungsmesser LND ("Lunar Lander Neutron and Dosimetry"), der an der Uni Kiel entwickelt wurde. Er ermöglichte erstmals, die Strahlenbelastung über einen längeren Zeitraum hinweg zu erheben: Die Vorgabe war ein Jahr, und das wurde nun bereits übertroffen.

Die Messungen des LND erlauben die Berechnung der sogenannten Äquivalentdosis. Diese ist wichtig, um die biologischen Effekte der Weltraumstrahlung auf den Menschen abzuschätzen. "Die von uns gemessene Strahlenbelastung ist ein gutes Maß für die Strahlung innerhalb eines Astronautenanzuges", erklärt Thomas Berger vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

200 Mal mehr als auf der Erde

Die Messungen ergaben eine Äquivalentdosisleistung von etwa 60 mikro-Sievert pro Stunde. Das ist gut 200 Mal mehr als am Erdboden und immer noch fünf- bis zehnmal mehr als auf einem Langstreckenflug von Mitteleuropa nach New York. Und Flugzeugpassagiere sind nur kurzfristig in gefährlicher Höhe, Mondkolonisten hingegen wären dieser Belastung viel öfter und damit insgesamt länger ausgesetzt – zumindest bei jedem Außeneinsatz.

"Wir Menschen sind eben nicht wirklich gemacht für die Weltraumstrahlung. Allerdings können und sollten sich Astronauten bei einem längeren Aufenthalt auf dem Mond möglichst vor ihr abschirmen, zum Beispiel indem sie ihre Behausung mit einer dicken Schicht Mondgestein bedecken", sagt der Kieler Forscher Robert Wimmer-Schweingruber, dessen Team das Strahlungsmessgerät entwickelt und gebaut hat. Eine gut abgeschirmte Mondbasis wäre also die Grundvoraussetzung dafür, das Risiko für Krebs und andere Erkrankungen bei Langzeitaufenthalten so gering wie möglich zu halten. (red, 28. 9. 2020)