Das Cheops-Teleskop bewährt sich.
Illustration: ESA / ATG medialab

2018 entdeckten Astronomen in 322 Lichtjahren Entfernung einen Exoplaneten, der offenbar extremophil ist: Er umkreist einen heißen Stern auf einer so aberwitzig engen Bahn, dass er stark genug aufgeheizt wird, um selbst so manchen Stern zu übertreffen. Neue Erkenntnisse zu diesem Planeten, WASP-189b, haben nun Schweizer Wissenschafter vorgestellt.

Der blau leuchtende Stern HD 133112 im Sternbild der Waage hat einen gut doppelt so großen Radius wie unsere Sonne und eine Oberflächentemperatur von knapp 8.000 Grad, ist also gut 2.000 Grad heißer als die Sonne. Damit ist er einer der heißesten Sterne, bei denen man je ein Planetensystem feststellen konnte – oder zumindest einen Planeten.

Es scheint sich anzubieten, zu einem derartigen Hochleistungsofen möglichst viel Abstand zu halten, aber das tut WASP-189b, ein Gasriese von eineinhalbfacher Größe des Jupiter, keineswegs. Sein Orbit ist 20 Mal enger als der der Erde um die Sonne. Für einen Umlauf braucht er weniger als drei Tage.

Dem Sternlicht von HD 133112 haben sich einige höchst interessante Informationen entlocken lassen.
Illustration: ESA

Mit dem vor acht Monaten gestarteten Weltraumteleskop Cheops ("Characterising Exoplanet Satellite") konnte nun ein etwas genauerer Steckbrief des Planeten erstellt werden, wie Monika Lendl von der Universität Genf berichtet. Planetare Objekte wie WASP-189b seien sehr exotisch: "Sie haben eine permanente Tagesseite, die immer dem Licht des Sterns ausgesetzt ist, und daher auch eine permanente Nachtseite." Dadurch unterscheide sich ihr Klima völlig von dem der Gasriesen Jupiter und Saturn in unserem Sonnensystem.

Und apropos Klima: Lebensfreundlich ist WASP-189b nicht, wie man sich denken kann. Die Forscher schätzen seine Oberflächentemperatur auf 3.200 Grad Celsius. Damit liegt er auf der Temperaturskala mitten unter den Roten Zwergen: Die kühlsten Vertreter dieses mit Abstand häufigsten Sterntyps in der Milchstraße bringen es nur auf etwa 2.000 Grad.

Sogenannte Heiße Jupiter – also Gasriesen auf einer engen Bahn – hat man bereits viele entdeckt, WASP-189b bezeichnen die Forscher daher als "Ultraheißen Jupiter". "Bei solch hohen Temperaturen schmilzt Eisen und wird sogar gasförmig. Dieses Objekt ist einer der extremsten Planeten, die bislang bekannt sind", sagt Lendl.

Eine Besonderheit jagt die andere

Das Cheops-Teleskop kann hochpräzise Helligkeitsmessungen durchführen und dabei feststellen, wie der Transit des Planeten vor dem Stern dessen Licht verdunkelt. Durch den extremen Aufheizungseffekt ist aber die Tagseite von WASP-189b so hell, dass es auch umgekehrt messbar wird, wenn der Planet hinter dem Stern vorbeizieht und so durch ihn "verdunkelt" wird.

Und noch eine letzte Besonderheit zeigte sich bei den Beobachtungen, wie Lendls Fachkollege Willy Benz berichtet: Der Transit des Gasriesen weist eine asymmetrische Form auf – was sich eigentlich nur dadurch erklären lässt, dass der Stern selbst dunklere und hellere Zonen an seiner Oberfläche haben muss. Das lasse darauf schließen, dass HD 133112 selbst so schnell rotiert, dass er nicht mehr kugelförmig, sondern elliptisch ist.

Es handelt sich also um ein in jeder Beziehung spektakuläres Sternsystem. Und mit gut 300 Lichtjahren Entfernung ist es – gemessen an der Größe der Milchstraße – nur einen Katzensprung von uns entfernt. Wer weiß, was für extreme Welten in Zukunft in noch weiterer Entfernung entdeckt werden könnten. (jdo, 28.9.2020)