Ein kleiner Chip, der die SIM-Karte ersetzen soll: Obwohl mittlerweile viele Smartphones eine E-SIM beinhalten, wird sie nur wenig genutzt – und das hat gute Gründe.

Foto: Magenta

Es ist eine simple Idee: Statt einer SIM-Karte soll künftig ein kleiner Chip direkt im Smartphone die Autorisierung gegenüber dem Mobilfunkbetreiber vornehmen. Die Vorteile seien mannigfaltig, hieß es einst bei der Vorstellung der E-SIM: Smartphone-Nutzer könnten künftig bequem online den eigenen Mobilfunkzugang verwalten, der Dual-SIM-Support werde ebenfalls vereinfacht. Die Hardwarehersteller könnten wiederum durch den Verzicht auf den SIM-Slot – früher oder später – ihre Geräte schlanker machen.

Erste Experimente in Richtung E-SIM gab es zwar schon früher, der wahre Startschuss für die elektronische SIM-Karte kam dann aber vor rund zwei Jahren: Im Oktober 2018 schaltete Apple bei seiner damals aktuellsten iPhone-Generation diese Funktionalität frei. Das Interesse von Mobilfunkern war groß, so war etwa der österreichische Betreiber Magenta – damals noch unter dem Namen T-Mobile Austria – vom Start weg mit dabei. Aber auch die anderen großen Anbieter zogen in den folgenden Monaten rasch nach und bieten seither die E-SIM für ihre Kunden an.

Eine wenig erquickliche Bilanz

Knapp zwei Jahre später fällt die Bilanz ernüchternd aus. Denn für die Nutzer gibt es bislang noch immer kaum einen Grund, sich für eine E-SIM zu entscheiden. Ganz im Gegenteil dominieren klar die Nachteile. Das liegt vor allem daran, dass die einst beworbene Online-Verwaltung der E-SIM bei den meisten Betreibern gar nicht funktioniert. Nur wenige Monate nach der Vorstellung hatten nämlich sämtliche österreichischen Betreiber diese Funktion wieder abgedreht – und zwar mit dem Verweis auf Betrugsfälle.

Die Konsequenz: Selbst für den simplen Wechsel von einem Smartphone zum nächsten mussten E-SIM-Nutzer plötzlich in einen Shop des Providers gehen. Wer mit dieser Realität konfrontiert wird, überlegt sich dann natürlich schnell, ob es nicht besser wäre, wieder eine klassische SIM-Karte zu verwenden. Immerhin kann man damit bequem zu Hause zwischen verschiedenen Geräten wechseln.

Kaum Fortschritte

Wer damals darauf gehofft hatte, dass es sich nur um eine kurzfristige Unannehmlichkeit handelt, der wird durch den Status quo ziemlich enttäuscht. Bei zwei der großen Anbieter – Magenta und "3" – ist es nämlich weiterhin notwendig, für jede E-SIM-Änderung in einen Shop zu gehen. Lediglich bei A1 ist man etwas weiter gekommen: SIM-only- sowie Watch-Tarife können mittlerweile online mit folgendem E-SIM-Bezug abgeschlossen werden. Auch der Wechsel von einer bestehenden SIM auf eine E-SIM kann über den "Mein A1"-Bereich oder die Serviceline nun von zu Hause aus vorgenommen werden. Die E-SIM-Anmeldung von Tarifen mit Handy soll bald folgen, versichert man dem STANDARD.

Auch bei Magenta verspricht man Besserung, macht diese aber noch von einer weiteren Änderung abhängig: Ab Anfang kommenden Jahres soll es Zwei-Faktor-Authentifizierung für die Nutzerkonten bei Magenta geben. Und sobald diese verfügbar ist, werde auch die Ausstellung von E-SIMs online wieder möglich sein. Bei "3" gibt man sich hingegen vage: Man evaluiere gerade, wie man den Prozess für die eigenen Kunden vereinfachen könne, habe in dieser Hinsicht aber noch nichts anzukündigen.

Wenig Interesse

Angesichts dieser Realität verblüfft es wenig, dass die E-SIM-Verbreitung sich in Österreich derzeit noch in engen Grenzen hält. So spricht Magenta gerade einmal von etwas mehr als 10.000 Kunden. A1 und "3" wollen sich auf keine Zahlen festlegen lassen, sondern verwenden Begriffe wie "wachsendes Interesse" und "starkes Interesse von Early Adoptern".

Was bleibt: die Erkenntnis, dass die von der Branche genährte Vision eines Smartphones ohne SIM-Karten-Slot wohl noch in weitere Ferne liegt. Ob die Nutzer das überhaupt wollen, ist dabei noch einmal eine andere Frage. In den vergangenen beiden Jahren hat sich die Begeisterung für die E-SIM jedenfalls noch in sehr engen Bahnen bewegt. (Andreas Proschofsky, 6.10.2020)