Loraine James aus London macht sich trotz Corona auf den Weg und wird beim Innsbrucker Festival Heart of Noise auftreten.

Foto: Jase Coop

Die Linzer Band Fuckhead stellt dem heiligen Land eine "umfassende Desinfektionsmaßnahme an Körper, Geist, Stadt, Land, Haus, Hof und Vieh" in Aussicht. Dabei geht es ihr nicht in erster Linie um die Rettung der Wintersaison. Um diese bangt man in Tirol, seit Deutschland angesichts steigender Covid-19-Zahlen eine Reisewarnung über das Bundesland verhängt hat. Zapfenstreich um zehn in der Gastronomie, aber auch neue Verordnungen für Kulturveranstalter waren die Folge.

Sie haben die Macher von Heart of Noise in letzter Minute vor neue Herausforderungen gestellt. "Es hat definitiv schon mehr Spaß gemacht, ein Festival zu planen", sagt Chris Koubek. Dass die zehnte Ausgabe des Festivals mit rund viermonatiger Verspätung dennoch stattfinden kann, sieht er "als kleine positive Utopie in dieser lähmenden Zeit der Unsicherheit und des Zweifels".

Im Haus der Musik und im Hofgarten-Pavillon gibt es zugewiesene Sitzplätze, Veranstaltungsende ist um Mitternacht, Reisebeschränkungen führten zu einigen wenigen Absagen.

Trotz Beschränkungen optimistisch

Trotzdem gibt man sich mit dem Motto "Again Everything" optimistisch. Angekündigt haben sich von 1. bis 3. Oktober die seit einiger Zeit als Trio auftretenden Klangindividualisten Charlemagne Palestine, Oren Ambarchi und Eric Thielemans, Felicia Chen alias Dis Fig, die Londoner Musikerin und Produzentin Loraine James und der Finne Sasu Ripatti alias Vladislav Delay mit seinem in die arktische Tundra entführenden Projekt Rakka. Neu hinzugekommen sind zuletzt Soap & Skin sowie Dorian Concept, die das Festival am Samstag beschließen werden.

Zuvor erklingt mit In die Sonne von Elisabeth Schimana das Werk einer der österreichischen Pionierinnen der elektronischen Musik. Vorgestellt wird auch Schimanas Buch Hidden Alliances, das sich Pionierleistungen von Künstlerinnen im Bereich der elektronischen Musik widmet.

Konzertsäle öffentlicher Raum

Von der ersten Ausgabe an wollte Heart of Noise Konzertsäle und den öffentlichen Raum bespielen. Seit einigen Jahren tut es das über die Kooperation mit dem Residency-Programm Magic Carpets. Für das Projekt "Unsichtbare Städte" tat sich der italienische Architekt und Klangkünstler Nicola di Croce mit Peter Lorenz’ Theater- und Performance-Kollektiv The Doing Groupzusammen, im Pizzakarton gelieferte Workshops inklusive.

Gespannt sein darf man auch auf die Heart-of-Noise-Vinyl-Edition 2020: Nik Hummer, Philipp Quehenberger und Birgit Minichmayr haben mit dem Künstler Herwig Weiser dessen Experimentalfilm Haus der Regierung über eine in den 1920er-Jahren errichtete Moskauer Wohnanlage für Parteifunktionäre vertont. (Ivona Jelčić, 28.9.2020)