Thumbs up: Dominic Thiem ist durch.

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Sport 2020.

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Paris – Es ist nicht so, dass ein Tennisspieler oder eine Tennisspielerin im Laufe der French Open erfrieren wird. Aber es ist verdammt kalt in Paris, die Temperaturen sind gerade noch im zweistelligen Celsius-Bereich. Ein Freiluftturnier zu dieser Jahreszeit ist keine optimale Lösung. Der Sand ist nass, die Bälle sind schwer.

Dominic Thiem trug am Montag während seines Erstrundenauftritts gegen Marin Cilic zwar keine Fäustlinge und auch keine Pudelhaube, aber er hatte ein zweites Leiberl über dem langärmeligen T-Shirt an. Da er auf dem Centercourt Philippe-Chatrier, also unter dem zugezogenen Schiebedach, vor knapp 1000 Zuschauern spielen durfte (mehr erlaubt Corona nicht), störten wenigstens die Windböen und der zeitweilige Regen auf den Außenplätzen nicht. Der 27-jährige Niederösterreicher ist mit Selbstvertrauen angefüllt, als Gewinner der US Open ist das logisch.

Er hoffte, nach seinem ersten Grand-Slam-Titel "befreiter" zu sein, die Hoffnung hat sich erfüllt. Thiem schlug den Kroaten in 2:05 Stunden 6:4, 6:3, 6:3. Im Vergleich steht es nun 4:0, in New York hatte er in der dritten Runde vier Sätze benötigt. Thiem begann mit einem Break, um es postwendend wieder abzugeben. Beim Stand von 5:4 drehte er ein 0:40 noch zum Satzgewinn, das zeichnet einen Champion aus.

Unkompliziert

Dabei hatte Thiem großen Respekt vor dem 32-jährigen Cilic gezeigt, er sprach vom "schwierigsten Los". Es sollte dann doch relativ unkompliziert werden, das lag gar nicht so sehr an den Schwächen des Gegners, sondern an den Stärken des Siegers. Thiem zog sein Programm durch, packte das komplette Repertoire aus. Im dritten Satz wurde er im ersten Game gebreakt, es war aber völlig wurscht. Der erste Matchball passte, Cilic returnierte ins Netz.

Thiem sagte: "Ich bin glücklich, wie ich gespielt habe, ich fand sofort den Rhythmus. Die Kälte war mir egal, die bin ich aus Österreich gewöhnt." Über die paar Fans war er erfreut. "Es war weniger einsam als in New York." Zweitrundengegner am Mittwoch ist der US-Amerikaner Jack Sock, die Nummer 310. Es steht 3:1 für Thiem, ein Scheitern ist wohl auszuschließen.

Bereits am Sonntag war Jurij Rodionov im Einsatz, der 21-jährige Niederösterreicher verblüffte gegen den Franzosen Jeremy Chardy (3:6, 4:6, 7:6, 6:4, 10:8). Nun geht es für den Qualifikanten am Mittwoch gegen den Slowaken Norbert Gombos weiter. "Zu verlieren habe ich wie schon in der ersten Runde nichts", sagte der 1,91 m große Linkshänder.

Das Wichtigste für Rodionov ist nun, sich vom mental wie körperlich aufreibenden 4:36-Stunden-Marathon gegen Chardy zu erholen. "Ich werde die Zeit bestmöglich nützen für meinen Körper, dass ich wieder fit bin." Eine Verhärtung bei den Adduktoren soll bis dahin ausgemerzt sein. "Ich habe in den letzten paar Jahren wirklich hart trainiert, und es ist schön, dass jetzt die Arbeit Früchte trägt", freute sich der gebürtige Nürnberger mit belarussischen Eltern. Seit 2015 ist Rodionov Österreicher, er lebt seit 19 Jahren in Niederösterreich.

Bescheiden

Zwar werden ihn nun ein paar Leute mehr kennen, glaubt er. "Aber ich versuche, das sehr sachlich und bescheiden zu nehmen. Das ist hoffentlich erst der Anfang", sagte Rodionov. In Paris hat er schon 84.000 Euro Preisgeld brutto sicher, das ist rund die Hälfte seines bisherigen Karrieresalärs. "Ich versuche, bei mir zu bleiben." Dennis Novak hat das vermutlich auch versucht, trotzdem ist er gegen Alexander Zverev chancenlos gewesen. 5:7, 2:6, 4:6 lauteten die nackten Zahlen.

Endstation für Qualifikantin Haas

Für Österreichs beste Tennisspielerin ist indes in der ersten Runde das Aus gekommen. Die 24-jährige Barbara Haas, die sich über die Qualifikation erstmals in den Hauptbewerb gespielt hat, musste sich der Taiwanesin Hsieh Su-wei nach 94 Minuten mit 3:6,6:7(1) geschlagen geben. Die Oberösterreicherin muss damit weiter auf ihren ersten Hauptbewerbs-Sieg auf Major-Level warten. (hac, 28.9.2020)