Bild nicht mehr verfügbar.

BGE-Vorsitzender Stefan Studt (rechts) und Steffen Kanitz, Mitglied der Geschäftsführung der BGE, zeigen eine Landkarte mit Teilgebieten für die Endlagersuche.

Foto: Reuters

Gesucht wird eine "Immobilie" der Superlative: 30 mal 30 Meter, in mindestens 300 Metern Tiefe, in Salz, Ton oder Kristallin, erdbebensicher und eine Million Jahre haltbar. Schließlich soll dort eines noch fernen Tages, nämlich ab 2050, der Müll aus deutschen Atomkraftwerken eingelagert werden.

Seit Jahrzehnten sucht Deutschland nach einem passenden "Atomklo", und nun ist man dabei einen Schritt weitergekommen. Am Montag legte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) einen Bericht vor und wies darin 90 Regionen als mögliche Standorte aus – das ist im Prinzip die halbe Bundesrepublik.

Zwischenlager in Gorleben

Nicht dabei ist Gorleben. Der Salzstock in Niedersachsen galt seit 1977 als aussichtsreichster Kandidat. Damals verkündete Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU), dass der strahlende Müll dort seine letzte Ruhe finden solle.

Der Ort lag im zu jener Zeit dünn besiedelten "Zonenrandgebiet", also im östlichen Niedersachsen, unweit der DDR. In Gorleben befindet sich heute ein Zwischenlager, der Name ist auch zum Symbol gegen den Widerstand gegen Kernkraft geworden. Denn bald schon gab es Zweifel, ob der Salzstock geologisch überhaupt geeignet sei.

Politische Entscheidung

Ist er nicht, die Decke weise nicht genug Stabilität auf, heißt es nun in dem Zwischenbericht der BGE. Seit langem schon ist klar, dass die Entscheidung für Gorleben damals eine politische war. Atomkraft galt noch als fortschrittliche Segnung, weshalb im Übrigen auch der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) in Wackersdorf eine Wiederaufbereitungsanlage errichten lassen wollte.

Der jetzige bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hingegen zeigt sich ja gern grün und will den Müll nicht in seinem Bundesland haben. Entsprechend verärgert ist er, dass Gorleben rausgeflogen ist, in Bayern aber sieben Regionen als geeignet eingestuft werden.

Fichtelgebirge und Rosenheim

Es handelt sich um Granitgebiete im Osten (Fichtelgebirge, Bayerischer Wald), weite Teile Nordbayerns und Regionen mit Tongestein rund um Rosenheim, Mühldorf und Burghausen.

"Wir sind überzeugt, dass in Bayern kein geeigneter Standort für ein Endlager zu finden ist", hatte der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) schon des Öfteren mit Verweis auf unpassende geologische Gegebenheiten erklärt. Auch Söder zeigte sich nach der Veröffentlichung der Liste unzufrieden, kündigte aber an: "Wir werden keine Totalblockade machen. Wir ducken uns auch nicht weg."

Das wäre vermutlich auch schwierig, denn die CSU hat 2017 der Vorgehensweise der BGE in Bundestag und Bundesrat zugestimmt. Allerdings will Bayern nun eigene Geologieexperten zurate ziehen.

"Ein Teilgebiet ist noch lange kein Endlagerstandort", betonte BGE-Ko-Geschäftsführer Stefan Studt am Montag. Die weitere Suche wird noch jahrelang dauern, im nächsten Schritt werden Bevölkerungsdichte und Bauten in der Region miteinbezogen. Das letzte AKW in Deutschland soll 2022 abgeschaltet werden. (Birgit Baumann aus Berlin, 28.9.2020)