David Alaba prüft, wie es der FC Bayern mit den Fugen hält.

imago images/Thomas Frey

München/Wien – "Da ist mittlerweile vieles außer Rand und Band." Der deutsche Grünen-Politiker Cem Özdemir wurde deutlich, als er mit dem Mannheimer Morgen über die teils "astronomischen" Gehälter von Fußballern sprach. "Es stellt sich einfach die Gerechtigkeitsfrage. Das tut dem Fußball nicht gut."

Im Gegensatz zu Özdemir hat das Statistikportal Statista sogar Fußballer- mit Politikergagen verglichen. Ihm zufolge verdienten Spieler beim FC Bayern München vergangene Saison knapp sieben Millionen Euro im Schnitt, am anderen Ende der Bundesliga-Skala lagen die Profis aus Paderborn mit 361.000 Euro jährlich. Zum Vergleich: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt auf etwas weniger als 300.000 Euro im Jahr.

Özdemir gehört der von der Deutschen Liga (DFL) initiierten "Taskforce Zukunft Profifußball" an. Das 35-köpfige Gremium (25 Männer, zehn Frauen) aus Sport, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft setzt sich mit Themen wie Wettbewerbsbalance, Zahlungsströmen, gesellschaftlicher Verankerung, Ethikrichtlinien, Fan-Interessen, wirtschaftlicher Stabilität und Förderung von Frauenfußball auseinander. Özdemir tritt für eine Begrenzung der Spielergehälter ein, wie man sie aus dem nordamerikanischen Sport kennt, Stichwort Salary-Cap.

"Kein Dauerzustand"

Die Corona-Krise zeige, dass der Profifußball Reformbedarf habe. "Symbolisch wurden jetzt die Spielergehälter gesenkt, aber das ist alles kein Dauerzustand." Man müsse "der Entfremdung von Teilen der Fans durch fortschreitende Kommerzialisierung" dringend etwas entgegensetzen. Gleichzeitig müssten – Özdemir ist ja kein Träumer – die deutschen Vereine in Europa konkurrenzfähig bleiben.

Das könnte schwierig werden angesichts der Möglichkeiten, die englische Vereine wegen ungleich höherer Einnahmen aus TV-Verträgen und teils extrem reicher Klubbesitzer haben. Beispiele gefällig? Manchester City, das zuletzt 2:5 gegen Leicester City verlor, ist dabei, für rund 71 Millionen Euro den Portugiesen Ruben Dias von Benfica Lissabon zu holen. Chelsea hat vor und zu Beginn dieser Saison nicht weniger als 240 Millionen Euro in neue Spieler investiert.

Kahn will Sonderregelungen

Bemerkenswert ist, dass nun just Bayerns Vorstand Oliver Kahn mit Özdemir eine Allianz bildet. "Die Saturierung der klassischen Einnahmequellen der Klubs bei gleichzeitig weiter steigenden Gehältern führt auf Dauer in eine Sackgasse", wird Kahn in der Business-Zeitung der Bayern-Basketballabteilung zitiert. Der Ex-Weltklassegoalie stellt sich "Pandemieklauseln" und "Financial-Fairplay-Regelungen" vor, um "einem aus den Fugen geratenen Wettbewerb zu begegnen".

Abzuwarten bleibt, wie es der FC Bayern selbst mit den Fugen hält. Schließlich regen dort Gehaltsvorstellungen von David Alaba auf. Der ÖFB-Star würde gerne schon jetzt verlängern – für angeblich 20 Millionen Euro pro Jahr. 2021 läuft sein Vertrag aus, er wäre ablösefrei zu haben. Jetzt könnte Bayern für ihn noch Ablöse kassieren. Am 5. Oktober geht das Transferfenster zu. (Fritz Neumann, 29.9.2020)