"Du, Michael", verfiel die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein ins Du-Wort, als sie ihrem Koalitionspartner, SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig, im ersten Politduell am Montag auf ORF 3 gegenüberstand. Es ging um Koalitionsmöglichkeiten nach der Wahl, und Hebein raunte, nachdem Ludwig sich in österreichischer Manier nicht festlegen wollte: "Du lässt dir das noch immer offen?" Es klang fast enttäuscht, aber nur fast. Irgendwie hatte man den Eindruck, das nächste Hickhack über Lobautunnel und Parkplätze von Dompfarrern ist eh schon fix.

Für Ingrid Thurnher und Paul Tesarek war diese Paarung jedenfalls die stressfreieste des Abends. Die Redezeit hatten die beiden sogar genau 50 zu 50 aufgeteilt.

Ganz anders war das bei den Spitzenkandidaten von FPÖ und Neos, Dominik Nepp und Christoph Wiederkehr. Wiederkehr lächelte viel, auch weil ihn die Sprechmaschine Nepp kaum zu Wort kommen ließ. Nachdem Nepp Wiederkehr vorwarf, sich dauernd auf Corona testen zu lassen, gab er zu, dass er sich selbst bisher viermal testen ließ. Er habe ja keine andere Wahl, würde man ihn doch sonst nicht ins ORF-Studios lassen.

Weniger brutal als erwartet war das Duell zwischen Gernot Blümel (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (Team HC). Der Ibiza-Heimkehrer lief sich schnell warm, Blümel sah man hingegen keinen Enthusiasmus an. Ob sie die Größe hätten zuzugeben, dass ihre einstige Kritik an der Fußgängerzone Mariahilfer Straße falsch war, fragte Tesarek beide. Hatten sie nicht. Aber sie beklagten, dass dort dauernd demonstriert werde. Da müsse es "andere Wege" geben, so Blümel.

Vielleicht sollte man ja unterirdisch protestieren. Oder auf Facebook. (Colette M. Schmidt, 28.9.2020)