Homeoffice und Kinderbetreuung: Die Herausforderungen sind groß.

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Wie wir mit Homeoffice zurechtkommen, hat viel mit der eigenen Wohnkonstellation zu tun. Ob Single ohne Kinder, alleinerziehend oder in einem Paarhaushalt mit einem oder mehreren Kindern – all das macht den feinen Unterschied für die Lohnarbeit in der eigenen Wohnung aus. Ein Team rund um die Ökonomin Katharina Mader von der Wirtschaftsuniversität Wien hat untersucht, wie das Homeoffice im Frühjahr während der Corona-Krise erlebt wurde. Die Auswertung, die in Teilen bereits im Frühsommer publiziert wurde, liegt nun vollständig vor und zeigt einmal mehr, dass in Österreich noch immer Frauen mit Kindern die größeren Schwierigkeiten haben, ihren Job mit dem Rest ihres Lebens zu vereinbaren.

Insgesamt nahmen 1.353 Personen an der Umfrage teil. Darunter waren mit 78 Prozent deutlich mehr Frauen.

Trennung zwischen Job und Freizeit

Ein Ergebnis ist, dass Frauen in Paarhaushalten mit Kindern schlechter von zu Hause aus arbeiten konnten. Von den Frauen mit Kindern unter 15 Jahren gaben das 35 Prozent an. Bei den Männern waren es nur 26 Prozent, die angaben, ihre Arbeitsaufgaben daheim schlechter erledigen zu können.

Die Trennung von Arbeit und Freizeit gelang Singles am besten. Sie gaben an, eher nicht an Wochenenden gearbeitet oder Überstunden gemacht zu haben. Für Alleinerziehende war das deutlich schwerer: Sie konnten vereinbarte Arbeitszeiten weniger einhalten und hatten auch weniger oft ein eigenes Zimmer zur Verfügung.

Arbeiten neben den Kindern

Von 529 Befragten mit Kindern unter 15 Jahren gaben rund 38 Prozent der Frauen an, dass sie im selben Raum Kinder beaufsichtigten, während sie ihrem Job nachgingen. Bei den Männern waren es nur 19 Prozent. 36 Prozent der Frauen in Paarhaushalten mit Kindern gaben auch an, keinen abgegrenzten Raum zu haben, bei den Männern waren es nur 25 Prozent.

Berücksichtigt man das Alter der Kinder, zeigt sich klar, dass die Weichen für den Trend zu einer stärkeren Zuständigkeit von Frauen bei der Kinderbetreuung schon sehr früh gestellt werden: Mütter von Kleinkindern (null bis zwei Jahre) kommen auf elf Stunden unbezahlte Arbeit pro Werktag. Davon sind mehr als sieben Stunden Kinderbetreuung, der Rest setzt sich aus anderen Arbeiten wie Kochen oder Putzen zusammen. Väter von Kleinkindern leisten demnach nur vier Stunden Kinderbetreuung und sieben Stunden Erwerbsarbeit pro Werktag. Ihre sechs unbezahlten Stunden an einem Werktag teilen sich auf vier Stunden Kinderbetreuung und zwei Stunden sonstige Arbeiten auf.

Arbeitsteilung einzementiert

Das zeigt, dass die Arbeitsteilung bei der Kinderbetreuung schon früh für die nächsten Jahre festgelegt wird. Denn diese Verteilung bleibt meistens aufrecht und wird nicht neu verhandelt, sagt Mader. Die aus den langen Karenzen der Frauen übernommene Zuständigkeit für die Kinderbetreuung setzt sich auch unabhängig davon fort, mit wie vielen Stunden Frauen wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen, so die Ökonomin. Es ist somit unerheblich, ob sie Vollzeit arbeiten oder 25 Stunden – der größere Teil der unbezahlten Arbeit bleibt auch künftig bei ihnen.

Eine gute Nachricht zeigte sich in einem Teilergebnis, das bereits im Frühsommer publiziert wurde: Frauen in Paarhaushalten ohne Kinder gaben an, dass bei ihnen die unbezahlte Hausarbeit gleichmäßig auf beide verteilt ist. Mader sieht darin allerdings die Gefahr der Entsolidarisierung, nicht nur zwischen Müttern und Frauen ohne Kinder. "Es gibt hier drei Gruppen: die kinderlosen Frauen, Frauen mit Kindern, die es sich leisten können, unbezahlte Arbeit auszulagern – und alle anderen, die das allein schaffen müssen", so Mader. Diese Kluft erhöhe das Risiko, dass die Verteilung von unbezahlte Arbeit zu einem individuellen Problem gemacht werde.

Die beteiligten Forscher*innen betonen auch, dass die Umfrageergebnisse die Bedeutung eines "Ausbaus von flächendeckenden, qualitätsvollen und leistbaren Kinderbetreuungsstätten" zeigen, der für eine geschlechtergerechte Arbeitsmarkt- und Familienpolitik unverzichtbar sei. (beaha, 29.9.2020)