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Widmet sich in seiner Radiosendung dem Thema "Whiskey": Bob Dylan.

Foto: Reuters/Mario Anzuoni

Was macht Bob Dylan, wenn er Corona-bedingt nicht auf einer Konzertbühne stehen kann? Malen? Neue Songs schreiben? Am zweiten Teil seiner Autobiografie arbeiten? Mit den Enkelkindern angeln gehen? Alles gut möglich. Sicher ist, dass der Musiker, der heuer erstmals seit 1985 nicht auf Tour ist, nicht nur für sein jüngstes Album Rough and Rowdy Ways im Studio war. So ließ er dieser Tage mit einer neuen Folge seiner Theme Time Radio Hour aufhorchen. 100 Folgen dieser im schönsten Sinn aus der Zeit gefallenen Radiosendung hat Dylan von 2006 bis 2009 für US-amerikanische Satellitensender moderiert. Jetzt gibt es eine neue zweistündige Marathonfolge zum Thema Whiskey, nachzuhören auch auf Youtube.

Der Jazzstar Diana Krall hat dafür eigens ein Intro eingespielt und eingesprochen, das Film-noir-Atmosphäre verströmt: "It’s night night time in the big city ..." Danach tischt His Bobness gut gelaunt eine üppige Mischung aus Anekdoten, Wissenshappen und manchmal obskurer, immer hörenswerter Musik auf. Über Timmy Rodgers, einen afroamerikanischen Comedy-Pionier, erfährt man ebenso wie über die Verwendung von Flaschenhälsen beim Gitarrenspiel. Dazu gibt es unter anderem Jump Blues, Bluegrass, Van Morrison, Lotte Lenya, die Clancy Brothers und natürlich Tom Waits’ Jockey Full of Bourbon. Der Schauspieler John C. Reilly ruft in der Sendung an, um Coming Through the Rye zu singen.

nightly moth

Dass die Themenwahl nicht zufällig ist, räumt Dylan gleich am Anfang ein, hat er doch mit Heaven’s Door einen eigenen Whiskey am Markt. Am Ende ist klar, dass es ihn nicht braucht. Diese Sendung wärmt ganz ohne Spirituosen. (Karl Gedlicka, 30.9.2020)