Im Sortiment mit Corona-Bezug ist Hydroxychloroquin das mit Abstand am häufigsten angebotene Mittel.

Screenshot: STANDARD

Mit der Pandemie kam auch der Betrug. Speziell als die Verbreitung des Coronavirus in den USA im April so richtig Fahrt aufnahm, begann im Darknet – dem für Suchmaschinen nicht einsehbaren und nur über das verschlüsselte Tor-Netzwerk zugänglichen Teil des Internets – das Geschäft mit dubiosen Produkten zu blühen. Angebliche Testkits wurden verkauft, ein Anbieter, der nach eigenen Angaben eine Sars-CoV-2-Infektion überstanden hatte, stellte gar sein eigenes Blut in die digitale Auslage.

Nach kurzer Entspannung hat nun vielerorts die befürchtete zweite Infektionswelle begonnen. Und auch in den USA scheint sich die Entwicklung langsam wieder zu beschleunigen. Über 200.000 Menschen sind bereits unter Mitwirkung einer Covid-19-Erkrankung verstorben.

Doch wie hat sich der Handel in den dunklen Ecken des Netzes entwickelt? Der STANDARD hat eine Rundschau durch sechs größere Darknet-Handelsplätze unternommen.

Ein Screenshot aus einem Darknet-Marktplatz.
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Fake-Impfungen nur auf einem Marktplatz

Der erste Marktplatz ließ ernste Befürchtungen aufkommen. Hier fanden sich einige Angebote für einen angeblichen Impfstoff, der ab etwa 260 Euro – zu zahlen in Kryptowährung – angeboten wurde. Fast alle diese Angebote stammten jedoch von ein und demselben Anbieter. Und es blieb die einzige Plattform, auf der überhaupt Impfstoffe zu finden waren.

Den Administratoren der anderen Börsen dürfte der Handel mit gefährlichen Fälschungen ein Dorn im Auge sein, zerstören diese doch ihre Vertrauenswürdigkeit bei der Kundschaft. Und sorgen potenziell auch für erhöhte Aufmerksamkeit der Behörden, die erst kürzlich im Rahmen der internationalen "Operation Disruptor" 179 Personen festnahmen, die illegale Waren im Darknet gehandelt haben sollen.

Hydroxychloroquin boomt

Die mit Abstand beliebtesten Mittel, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus feilgeboten werden, sind Hydroxychloroquin und dessen Bestandteil Chloroquinphosphat. Dabei handelt es sich eigentlich um einen Wirkstoff für die Malaria-Behandlung, der auch als Covid-19-Therapiemittel erprobt wird. In die Schlagzeilen kam das Mittel vor allem, weil Donald Trump es öffentlich anpries, obwohl bisherige Untersuchungen zur Tauglichkeit des Medikaments gemischte Ergebnisse erbrachten.

Immer wieder zu finden sind auch Benzodiazepine, Psychopharmaka mit hohem Abhängigkeitspotenzial, die in manchen Ländern sehr limitiert bei der Behandlung von Covid-19-Symptomen eingesetzt werden.

Screenshot aus einem weiteren Marktplatz.
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Hauptgeschäft bleibt Drogenhandel

Darüber hinaus ist auf den Marktplätzen Gängiges wie Masken und Esoterisches wie Corona-Medizin auf Hanfbasis zu entdecken. Insgesamt sind die "Pandemieprodukte" ein recht kleiner Anteil des Angebots. Das Hauptgeschäft bleibt der Handel mit Drogen, vorwiegend Cannabis, Kokain und synthetische Rauschmittel wie MDMA (Ecstasy).

Diese gibt es dafür jetzt immer öfter vergünstigt in größeren Mengen als "Corona-Specials", die Infizierten und Verdachtsfällen über die Quarantänezeit helfen sollen. (Georg Pichler, 29.9.2020)