"Die Lage ist ernst", hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu Beginn der Pandemie gewarnt.

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Auch in Deutschland steigen die Corona-Infektionszahlen. "Nach einer vorübergehenden Stabilisierung der Fallzahlen auf einem erhöhten Niveau ist aktuell ein weiterer Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten" – so heißt es im Lagebericht des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI). Am Dienstag vermeldete das RKI 2.089 neue Infektionen.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist angesichts der Entwicklung offenbar ziemlich besorgt. Sie soll in einer CDU-Sitzung am Montag laut Bild-Zeitung vor einer exponentiellen Ausbreitung gewarnt und erklärt haben, wenn es so weitergehe, dann werde Deutschland kurz vor Weihnachten 19.200 Fälle täglich verzeichnen.

Laut dem Nachrichtensender N-TV will sie "brachial durchgreifen", um die Ausbreitung der Infektionen in den nächsten Monaten einzudämmen. Doch sie hat – wie zu Beginn der Pandemie – dazu wenig Möglichkeiten, da die Kompetenzen nicht beim Bund, sondern bei den 16 Bundesländern liegen. Mit den Chefs der Länder hat sich Merkel nun in einer Videokonferenz geeinigt.

Bußgeld für falsche Namen

So wird die Zahl der Teilnehmer bei privaten Feiern begrenzt, wenn eine gewisse Anzahl an Neuinfektionen überschritten ist. Zudem wird ein Geldstrafe von 50 Euro fällig, wenn jemand beim Besuch im Restaurant falsche persönliche Angaben macht – sich etwa als Winnetou oder Donald Duck ausgibt. Ein Bußgeld von mindestens 50 Euro gibt es in Deutschland bereits für Maskenmuffel, die in öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Mund-Nasen-Schutz erwischt werden.

"Wir haben viel gelernt und sind auch gut durch den Sommer gekommen", sagte Merkel. Nun stiegen die Zahlen der Neuinfektionen aber wieder an, was mit Blick auf Herbst und Winter beunruhigend sei. Oberstes Ziel der Bundesregierung ist es, die Wirtschaft am Laufen und Schulen und Kindergärten offenzuhalten, sagte die Kanzlerin.

Konkret verständigten sich Bund und Länder darauf, dass bei einem Wert von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einem Landkreis über sieben Tage die Zahl der Teilnehmer einer privaten Feier im öffentlichen Raum auf 50 und zu Hause auf 25 begrenzt werden sollte. Steigt der Wert der Neuinfektionen auf über 50, sollte die Zahl der Feiernden auf maximal 25 im öffentlichen Raum und zehn zu Hause gesenkt werden.

Söder warnt

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gab die Formel aus, je höher die Zahl der Neuinfektionen sei, desto mehr Maske, weniger Alkohol und weniger Feiernde. Söder warnte, in einigen Regionen Deutschlands könnte die Pandemie außer Kontrolle geraten. Deswegen seien solche konkreten Regeln jetzt wichtig.

Söder hatte vor kurzem auch eine bundesweite Corona-Warnampel ins Spiel gebracht und erklärt: "Wir brauchen jetzt ein verbindliches, verhältnismäßiges und verlässliches Regelwerk für den Winter." (Birgit Baumann aus Berlin, APA, 29.9.2020)