Entwickelt ein Kind in der Schule Symptome, bleibt das nicht folgenlos.

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Viele Eltern blickten dem Schulbeginn mit großer Verunsicherung entgegen: Werden die Schulen ohnehin bald wieder geschlossen? Wie wird mit Corona-Fällen umgegangen? Auch drei Wochen später herrscht in manchen Belangen noch Verwirrung. Etwa was den Umgang mit Kindern betrifft, die während der Schulzeit Symptome entwickeln oder aus anderen Gründen zu einem Verdachtsfall werden. Ein Schreiben, das an Wiener Schulen ging, sorgt nun für noch mehr Konfusion.

Eigentlich ist die Vorgehensweise bei diversen Szenarien im sogenannten Hygienehandbuch des Bildungsministeriums, das den Schulen zur Verfügung gestellt wurde, detailliert beschrieben: Wenn der Verdacht einer Corona-Erkrankung besteht, muss die Schule die Gesundheitsbehörde kontaktieren. Die betroffenen Schüler müssen in einem Extraraum isoliert werden, anschließend sollen die Anweisungen der Gesundheitsbehörde befolgt werden und die Eltern informiert werden.

Unterschiedliche Vorgaben

In einem Schreiben der Stadt Wien, das vor einer Woche an Schulen und Kindergärten verschickt wurde, steht nun aber Folgendes: Entwickelt das Kind in der Schule Symptome, wird es nach Hause geschickt. Danach müssen die Eltern selbst 1450 kontaktieren, wo im weiteren Verlauf über die Anordnung eines Tests und die weitere Vorgehensweise entschieden wird. Ein Sprecher der Wiener Bildungsdirektion bestätigt dem STANDARD, dass dies nun die aktuell gültige Vorgehensweise ist.

Auch der Wiener Krisenstab bestätigt, dass Kinder, die in der Schule Covid-Symptome entwickeln – und auch wenn sie in der Schule erfahren, dass sie Kontaktperson sind –, nun nach Hause geschickt werden, und die Eltern 1450 anrufen müssen. Grund für diese Änderung, die seit kurzem gilt, sei, dass man die Lehrer entlasten wolle. Auf Nachfrage heißt es dann aber: Die Schule würde sehrwohl auch selbst, zusätzlich zu den Eltern, die Gesundheitsbehörde verständigen.

All dies gilt nicht, wenn der sogenannte Cluster-Buster-Bus, den Stadtrat Peter Hacker ankündigte und der ab Donnerstag Schulen anfährt, oder das mobile Testteam, das Bildungsminister Heinz Faßmann ankündigte, kommt. Dann nämlich werden alle Kinder einer Klasse im Schnellverfahren getestet.

Ministerium ist überrascht

Im Bildungsministerium ist man verwundert. Immerhin sei man eben schon mit mobilen Gurgeltests unterwegs, das Programm laufe gut. In den letzten fünf Tagen seien 1600 Tests durchgeführt worden. Über die neue Vorgangsweise in Wien sei man nicht informiert worden.

Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, war für Dienstag Nachmittag eine Telefonkonferenz von Bildungsdirektionen und Landessanitätsdirektionen angesetzt, wie DER STANDARD erfuhr.

Unklarheiten gibt es aber auch bei den ganz Jungen in Kindergärten. Denn: Für Kinder unter zehn gelten eigentlich lockerere Regeln, was den Umgang mit Kontaktpersonen angeht – bei ihnen geht man von einem geringeren Übertragungsrisiko aus. Laut Gesundheitsministerium gilt bei jüngeren Kindern zwar der gesamte Klassenverband offiziell als "enger Kontakt". Trotzdem werden Kinder unter zehn in der Regel als Kategorie-zwei-Fall eingestuft. Sie müssen also nicht nach Hause, werden aber getestet.

Eltern von Wiener Kindergartenkindern berichten dem STANDARD, dass dennoch ganze Kindergartengruppen heimgeschickt werden. Dabei hatte man die Ankündigung, dass nicht mehr ganze Gruppen oder Klassen heimgeschickt werden, als Lichtblick gesehen. "Irgendwann ist der Pflegeurlaub aufgebraucht", so ein Vater. (Vanessa Gaigg, Gabriele Scherndl, 29.9.2020)