Bei der Voestalpine entspannt sich die Lage in manchen Geschäftsbereichen, sodass viele Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden.
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Wien/Linz/Graz – Der Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine fährt die Kurzarbeit in Österreich per 1. Oktober massiv zurück. Der Anteil der in Kurzarbeit Beschäftigten soll von 35 Prozent auf knapp 23 Prozent sinken. Ab dem Monatswechsel sollen nur noch 5.000 statt derzeit noch 7.700 Mitarbeiter in Kurzarbeit sein, sagte Konzernsprecher Peter Felsbach am Mittwoch. Das sind dann nur noch halb so viele wie zum Höhepunkt der Krise, als 10.000 Beschäftigte in Kurzarbeit waren.

Nur in jenen Geschäftsbereichen und Gesellschaften, die nach wie vor von einer "stark eingebrochenen Nachfrage infolge der Covid-19-Pandemie" betroffen seien – insbesondere Luftfahrt sowie Öl- und Gas -, sei es notwendig, die Mitarbeiter ab dieser Woche für die Kurzarbeit III anzumelden. In der Steiermark kommt es in diesen Bereichen sogar zu einem drastischen Personalabbau – 550 Jobs sollen dort wegfallen. Für alle anderen Mitarbeiter in Österreich "geht's nach der Kurzarbeit normal weiter", so Felsbach.

Entspannung in Autoindustrie

In den Bereichen Luftfahrt sowie Öl und Gas ist die Lage leider nach wie vor trist. In der Automotive-Sparte hingegen läuft es nun den Konzernangaben zufolge etwas besser. Die Auftragslage in der Autoindustrie habe sich "wieder entspannt". Durch die bisherige Krise hindurch keine Probleme gegeben habe es im Bereich Bahninfrastruktur und bei der Nachfrage nach Hochregalsystemen.

Im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2020/21 (bis Ende Juni) war die Voest von einen Nachfrageeinbruch in nahezu allen Abnehmerbranchen infolge der Covid-19-Pandemie betroffen. Der Umsatz verringerte sich um 28 Prozent, es fiel ein Verlust von 70 Millionen Euro an nach einem Gewinn von 90 Millionen im Vorjahresquartal.

"In einigen Kundensegmenten hat sich die Nachfrage zuletzt etwas erholt", bekräftigte Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner. Dank des besonderen Einsatzes der Mitarbeiter hätten auch Zusatzaufträge akquiriert werden können. "Diese vorsichtig positiv zu wertenden Entwicklungen ermöglichen uns nun, ab Oktober auch deutlich weniger Mitarbeiter zur Kurzarbeit anzumelden", sagte der Konzernchef. Das Kurzarbeitsmodell III, das Anfang Oktober anläuft, werde von der Voestalpine also "weitaus weniger in Anspruch genommen werden als die beiden Vorgängermodelle", ergänzte Felsbach.

Sozialpläne für Mitarbeiter

Zusätzlich zur Kurzarbeit sollen in der Steiermark aber – wie im Sommer bereits angekündigt – bis zu 550 Stellen gestrichen werden. Derzeit werden Sozialpläne für die betroffenen Mitarbeiter an den steirischen Standorten Kapfenberg und Kindberg umgesetzt, bestätigte Felsbach. In Kapfenberg hat die Voestalpine ihren Luftfahrtstandort (Aerospace), in Kindberg werden Nahtlosrohre für die Öl- und Gasindustrie (Tubulars) hergestellt.

Anfang August hatte das Management bekanntgegeben, in Kindberg knapp ein Viertel der rund 1.100 Stellen zu streichen, bei Voestalpine Aerospace in Kapfenberg soll rund ein Drittel der fast 800 Arbeitsplätze gestrichen werden.

Insgesamt umfasste der weltweite Personalstand der Voestalpine im Geschäftsjahr 2019/20 rund 49.000 Mitarbeiter, etwa 22.000 davon in Österreich. Am größten Standort und Konzernsitz in Linz waren rund 10.700 Mitarbeiter tätig, an den weiteren heimischen Standorten in der Steiermark 9.100 und in Niederösterreich 2.100. (APA, red, 30.9.2020)