Der Nachfolger des am Dienstag verstorbenen Emirs von Kuwait ist 83 Jahre alt: Dementsprechend wird als erste große Politikentscheidung des neuen Herrschers, Scheich Nawaf al-Sabah, angesehen, wen er zum Kronprinzen ernennt. Denn in den Staaten auf der arabischen Seite des Persischen Golfs ist ein Generationswechsel im Gang, der die Region nachhaltig verändert.

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Mohammed bin Zayed verkörpert den Typus des neuen arabischen Golfpolitikers: modern, skrupellos und pragmatisch.
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Schon zu Jahresbeginn verstarb nach 50 Jahren an der Macht der Sultan von Oman, Qabus – es beerbte ihn sein Cousin, Haitham (65). Der König von Saudi-Arabien, Salman (84), ist seit Jahren krank, der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Khalifa (72), gar amtsunfähig. Für ihn regiert sein Bruder Mohammed bin Zayed (59), der einflussreichste Politiker der neuen Generation, der auch den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (35) stark beeinflusst.

Mohammed bin Zayed verkörpert den Typus des neuen arabischen Golfpolitikers: modern, skrupellos und pragmatisch. Die neue Generation will erfolgreich sein und muss dazu das ideologische Gepäck der Vergangenheit loswerden. Dazu gehört die zumindest verbal beschworene Solidarität mit den Palästinensern, aber auch die übermächtige Stellung des Islam in Staat und Gesellschaft, die vor allem für Saudi-Arabien ein Imageproblem darstellt. Was am Ende dabei herauskommt, wird man sehen: Einstweilen ist diese Politik noch an Autoritarismus gebunden, der mit Moderne wenig zu tun hat. (Gudrun Harrer, 30.9.2020)