Mara Mattuschka ist eine Retro beim Porn Film Festival gewidmet, hier "Phaidros" (2018).

Foto: Filmarchiv

Gegen den Faschismus wurde im Lauf der Zeit alles Mögliche versucht, und dass die Befreiung der Libido dabei ein wichtiger Aspekt sein müsste, wusste schon Wilhelm Reich.

Seither hat sich allerdings eine Menge verändert, wie man am Beispiel von Fucking Against Fascism sehen kann, einem Film (oder genauer gesagt: "4 neon-lit exxxperimental sex scenes"), bei dem sich schon die Figurenliste wie eine antifaschistische Phalanx liest: "trans man Jade Phillips, plus size genderqueer Courtney Trouble, trans lesbian submissive Chelsea Poe, non binary babe Lyric Seal, curvy femme witch Suzie Squirts, and feminist porn avenger Sinn Sage".

Inspiriert von Bruce La Bruce (The Revolution is my Boyfriend), verspricht Fucking Against Fascism im Finale eine "sex worker self care orgy, in which everyone squirts".

Baumorgasmus

Man kann diesen seit 2018 durch die Szenen tourenden Film wohl als ein exzellentes Beispiel dafür nehmen, was das Wiener Porn Film Festival vom 1. bis 4. Oktober in diesem Jahr unter dem Titel "What is Sex?" präsentiert: Es sind vor allem Kurzfilmprogramme, in denen nicht nur gegen, sondern auch für etwas gefickt wird ("Fucking for Forest" führt im besten Fall zu einem "Treeorgasm").

Die Geheimnisse der weiblichen Ejakulation tauchen an verschiedenen Stellen auf. Für die Ausdifferenzierung sexueller Identitäten findet man beim Porn Film Festival wirklich alles Erdenkliche.

Leider müssen die Partys aufgrund der Corona-Situation abgesagt werden, Vorträge und Workshops (zum Beispiel über Sexarbeit) finden aber statt. Und eine Retrospektive der österreichischen Pionierin Mara Mattuschka (zum Beispiel: Unternehmen Arschmaschine, 1997) verleiht dem in diversen Wiener Kinos stattfindenden Festival auch historische Tiefenschärfe. (Bert Rebhandl, 30.9.2020)