Unbedingt schön anzuhören war die erste TV-Debatte zwischen den beiden US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Joe Biden nicht. Beleidigungen und untergriffige Vorwürfe dominierten den Abend.

Es blieb nicht bei Attacken untereinander, Trump brachte auch Bidens Sohn Hunter ins Spiel. Er warf dem 50-Jährigen vor, 2014 dubiose Geschäfte mit der russischen Milliardärin und Witwe des Moskauer Ex-Bürgermeisters Juri Luschkow, Elena Baturina, gemacht zu haben.

US-Präsident Donald Trump wirft Hunter Biden vor, mit der russischen Milliardärin Elena Baturina millionenschwere Geschäfte gemacht zu haben.
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Bidens Geschäfte

Konkret bezieht sich Trump auf einen Bericht, in dem Republikaner im Senat die Geschäfte von Hunter Biden untersuchten. Dem 87-seitigen Papier zufolge, welches dem STANDARD vorliegt, soll Baturina 3,5 Millionen US-Dollar an die von Hunter Biden mitgegründete Investmentfirma Rosemont Seneca Thornton überwiesen haben. Es sei um Beratertätigkeiten gegangen, nichts Illegales, heißt es. Auch dass Biden das Geld direkt zugeflossen sein soll – wie Trump sagt –, geht nicht daraus hervor.

Dennoch: gutes Futter für einen schmutzigen Wahlkampf. Sehen doch viele Kritiker in und außerhalb von Russland Baturinas wirtschaftlichen Erfolg durch politischen Rückenwind ihres verstorbenen Gatten gestärkt. Allerdings hat sie stets jeden erfolgreich verklagt, der solche Behauptungen aufstellte. Baturina wurde mit ihrem Baukonzern Inteco zur reichsten Frau Russlands.

Senior verteidigt Junior

Biden senior verteidigte seinen Sohn naturgemäß, wies die Vorwürfe als Nonsense zurück. Auch die Anwälte von Biden junior stempelten die Vorwürfe als haltlose Lügen ab. Weder hätte Hunter Biden Geld von Elena Baturina bekommen, noch hätte er die Firma Rosemont Seneca Thornton mitgegründet, heißt es gegenüber der Washington Post. Elena Baturina lässt nach Anfrage des STANDARD über eine Sprecherin ausrichten, dass sie sich zu der Causa nicht äußern werde. Konkrete Beweise liegen jedenfalls keine vor.

Wie sehr sich Elena Baturina "Das Land Tirol, dem ich die Treue halte" nach dem Verfahren zu Herzen nimmt, bleibt gespannt abzuwarten.
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Mit den Vorwürfen rund um die Russin taucht sogar ein bisschen Österreich im US-Wahlkampf auf. Wie berichtet, streitet Elena Baturina aktuell vor einem Innsbrucker Gericht mit ihrem Bruder um 250 Millionen Euro. Warum Innsbruck? Weil sie in Tirol einen Zweitwohnsitz hat und bis vor zwei Jahren ein Hotel betrieben hat.

Bei russischen Gerichten kam ihr Bruder mit seinen Vorwürfen nicht durch. In dem Verfahren geht es um die Abfindung aus der gemeinsamen Firmenzeit. Es gibt zwei unterschiedliche Verträge, wem das Geld zusteht. Auf einem dürfte eine Unterschrift gefälscht sein. (Andreas Danzer, 30.9.2020)