Die Smart-Funktionen eines Fernsehers können – und sollten – Sie getrost deaktivieren, vor allem wenn das Gerät schon einige Jahre alt ist.

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Nutzer erwarten sich von einem TV-Gerät längst nicht mehr "nur" einen Fernseher: Im Internet surfen soll möglich sein, streamen, Apps nutzen und, und, und. Im besten Fall soll das Gerät die gleichen Optionen bieten wie ein Smartphone. Dafür greifen User immer häufiger zu smarten Fernsehern.

Doch gerade ihr Zugang zum Netz macht die Geräte auch verwundbar: Angreifer können Sicherheitslücken ausnutzen, um die Fernseher mit Schadsoftware zu infizieren und beispielsweise Login-Daten zu stehlen. Oder aber um über den Fernseher andere Geräte im lokalen Netzwerk anzugreifen und diese so zu übernehmen. Wie auch bei regulären Handys ist der einzige Weg, das zu verhindern, das Gerät regelmäßig mit Updates zu versorgen.

Fatal sind Geräte mit Mikrofon oder Kamera

Doch hier fällt das Angebot der Hersteller enttäuschend aus: Die meisten TV-Anbieter versorgen ihre Geräte nur wenige Jahre mit Updates, häufig ist nach zwei, drei Jahren Schluss. Anders als ein Smartphone – deren kurzer Support aus Perspektive der Nachhaltigkeit ebenso in der Kritik steht – werden Fernseher aber für gewöhnlich viele Jahre genutzt. Nutzer haben also relativ bald ein Sicherheitsdebakel mitten im Wohnzimmer stehen. Das kann bei Geräten mit Mikrofon- und Kamerafeatures besonders ärgerlich sein. Wer einen älteren Smart-TV besitzt, der nicht mehr mit Updates versorgt wird, sollte diesen daher im Idealfall vom Internet trennen.

Dem nicht genug, ist das Nutzungsverhalten der User eine wahre Goldgrube für die Werbebranche. Schließlich kann man anhand der konsumierten Inhalte die Interessen der User ziemlich klar herauslesen. Häufig werden personenbezogene Daten ausgiebig gesammelt, um personalisierte Werbung auszuspielen.

So beschweren sich Nutzer von Samsung-TVs vermehrt über immer aufdringlichere Einblendungen, beispielsweise in den Menüs von Streamingdiensten. Das Unternehmen selbst wirbt gegenüber Werbepartnern damit, dass 50 Millionen Geräte im Einsatz seien und man somit die größte Datensammlung im Bereich Automatic Content Recognition (ACR) habe. Konkret handelt es sich dabei um eine Methode, mit der analysiert wird, was aktuell auf dem Bildschirm gezeigt wird. Anhand dieser Überwachung können besonders personalisierte Anzeigen geschaltet werden – direkt auf dem Home-Bildschirm des Fernsehers.

Lieber keinen Smart-TV kaufen

Was also tun? Die klare Empfehlung lautet jedenfalls, sich aktuell keinen smarten Fernseher zu kaufen. Wer schon einen hat, der noch mit Sicherheitspatches versorgt wird, sollte einen Blick in die Datenschutzeinstellungen werfen und dort jene Berechtigungen entziehen, die dem Hersteller ungewollt das Sammeln bestimmter Daten erlauben.

Ist das Gerät schon älter, empfiehlt es sich, es gänzlich vom Netz zu nehmen und sich stattdessen etwa einen Streamingstick zu besorgen – diese bieten beispielsweise Google und Amazon an – oder eine TV-Box wie Apple TV oder Nvidia Shield. Anders als bei smarten Fernsehern muss man sich dann als Nutzer nicht gleich ein neues Gerät zulegen, wenn keine Updates mehr ausgespielt werden. (muz, 2.10.2020)