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Wenn sich die Blutgefäße entzünden, bilden sich auch Thrombosen, und die Gefäße verstopfen, etwa in der Lunge.

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In einer systematischen Übersichtsarbeit aller weltweit publizierten Daten zum Thema "Thrombose und Lungenembolie bei Covid-19-PatientInnen" konnten Forschende der Med-Uni Wien nun erstmals genaue Daten zum Thrombose-Risiko von hospitalisierten Covid-19-Patientinnen und -Patienten ermitteln.

Während jene, die zwar stationär, aber nicht auf einer Intensivstation betreut werden müssen, ein Risiko von fünf bis elf Prozent haben, erleiden zwischen 18 und 28 Prozent der Betroffenen mit schwerem Verlauf eine Beinvenenthrombose oder Lungenembolie.

Bereits zu Beginn der Covid-19-Pandemie berichteten einige Studien von einer erhöhten Rate von Thrombosen und Lungenembolien. Auf Basis dessen, aber ohne entsprechende Evidenz aus kontrollierten Interventionsstudien, wurden internationale Therapiekonzepte erstellt und eine forcierte Gabe von blutverdünnenden Medikamenten empfohlen, heißt es von den Forschenden. "Unsere Studie dient nun dem besseren Verständnis dieses Risikos und soll helfen, mithilfe einer genauen Risikoeinschätzung individuelle Therapieentscheidungen in den einzelnen Patientengruppen zu treffen", berichtet Studienleiter Cihan Ay.

Große Auswertung

Für ihre Übersichtsarbeit analysierten und begutachteten die Autoren insgesamt 5.951 Studien, davon berichteten 86 Studien über Thrombose- und Lungenembolie-Raten bei Covid-19. Von diesen wiederum konnten 66 Studien (28.173 Patientinnen und Patienten) für eine Meta-Analyse herangezogen werden, um eine robuste Einschätzung des Thrombose-Risikos zu berechnen.

Die zentralen Ergebnisse: Insgesamt liegt die Prävalenz von venösen Thromboembolien (VTE) bei 14 Prozent, obwohl in vielen der Studien eine Thrombose-Prophylaxe verabreicht wurde. In den Subgruppen zeigte sich eine gewisse Heterogenität. Während mit 23 Prozent die VTE-Rate bei intensivpflichtigen Covid-19-Patientinnen und –Patienten am höchsten war, lag die VTE-Rate bei jenen Betroffenen auf der Normalstation bei acht Prozent – ein Risiko, das höher ist als bei sonst hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit anderen internistischen Erkrankungen.

Ein weiteres besonderes Augenmerk der Meta-Analyse wurde auf die Bewertung des Risikos einer potenziell lebensbedrohlichen Lungenembolie gelegt. Das Resultat: "Dieses Risiko ist im Vergleich mit anderen schweren Erkrankungen deutlich erhöht und liegt zwischen zehn und 18 Prozent bei Patientinnen und Patienten, die eine intensivmedizinische Betreuung benötigen.

Erhöhter Gerinnungswert

Erstaunlicherweise konnte außerdem bei beinahe der Hälfte der stationären Patientinnen und Patienten, bei denen ein systematisches Thrombose-Screening mittels Ultraschall durchgeführt wurde, eine Thrombose detektiert werden. Dies unterstreicht neuerdings den Einfluss von Covid-19 auf das Blutgerinnungssystem. Zudem konnte gezeigt werden, dass Betroffene, die im Verlauf der Erkrankung eine Thrombose oder Lungenembolie entwickelt haben, ein deutlich erhöhtes D-Dimer bei der Krankenhausaufnahme aufweisen – ein Laborwert, der auf ein aktiviertes Gerinnungssystem hinweist.

Diese Erkenntnisse, so die Autoren, bieten nun eine Grundlage, um in Abhängigkeit vom Schweregrad der Covid-19-Erkrankung das Risiko einer Thrombose abzuschätzen. Ob ein erhöhtes D-Dimer bei stationärer Aufnahme eine Intensivierung der Blutverdünnung rechtfertigt, muss in zukünftigen Studien gezeigt werden. (red, 14.10.2020)