Der zerstörte Hafen Beiuts kurz nach der Explosion.

Foto: AFP / Anwar Amro

Beirut – Fast zwei Monate nach der Explosionskatastrophe in Beirut hat die libanesische Justiz internationale Haftbefehle gegen den Besitzer und den Kapitän eines Schiffs beantragt, mit dem das explodierte Ammoniumnitrat nach Beirut gekommen war. Der Untersuchungsrichter habe die Haftbefehle am Donnerstag bei der internationalen Polizeibehörde Interpol beantragt, verlautete aus Justizkreisen.

Durch die Explosion von rund 2.750 Tonnen ungesichertem Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut waren am 4. August mehr als 190 Menschen getötet worden. Tausende weitere wurden verletzt. Weite Teile Beiruts wurden zerstört.

Russischer Kapitän, moldauischer Frachter

Das Ammoniumnitrat soll im November 2013 von dem unter moldauischer Flagge fahrenden Frachter Rhosus nach Beirut gebracht worden sein. Das Schiff hatte auf dem Weg von Georgien nach Mosambik wegen technischer Probleme einen Zwischenstopp im Beirut eingelegt. Es wurde im Hafen festgesetzt und die gefährliche Ladung in eine Lagerhalle gebracht. 2018 sank das Schiff.

Der Kapitän des Schiffes soll der Russe Boris Prokoschew gewesen sein. Ersten Erkenntnissen zufolge gehörte das Schiff dem Russen Igor Gretschuschkin, der in Zypern lebt und im August von der Polizei befragt wurden. Nach Informationen des internationalen Recherchenetzwerks OCCRP gehörte das Schiff aber eigentlich dem zypriotischen Reeder Charalambos Manoli. Manoli selbst wies das zurück.

Im Libanon selbst sitzen bisher 25 Verdächtige in Haft, darunter hochrangige Hafen- und Zollbeamte sowie syrische Arbeiter, die Stunden vor der Explosion Schweißarbeiten im Hafen vorgenommen haben sollen. (APA, 2.10.2020)