Masken in Wien – die Situation wird von den Wienern im Bundesländervergleich sehr kritisch gesehen.

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Wien – Ein Viertel der Wiener klagt darüber, dass Wien besonders unter der Corona-Situation leidet. Das ist ein markanter Unterschied zum Frühsommer: Im Juni waren die Wiener noch stolz darauf, wie Wien bis dahin die Corona-Krise überstanden hatte. Damals sagten 24 Prozent der wahlberechtigten Wiener Bevölkerung, Wien sei besser durch die Krise gekommen als der Rest von Österreich, 60 Prozent meinten, es sei immerhin gleich gut durchgekommen. Nur elf Prozent meinten, dass es in Wien schlechter gelaufen sei.

Inzwischen ist die Situation genau umgekehrt: Nur elf Prozent sagen, in Wien gehe es besser, 61 Prozent meinen, dass es gleich gut gehe, aber 26 Prozent sagen: "Wien ist bisher schlechter durch die Pandemie gekommen als der Rest von Österreich." Das geht aus einer aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD hervor.

Ein Blick in die Detailauswertung zeigt:

  • dass vor allem Haushalte mit Kindern besonders negative Beobachtungen haben.
  • dass die Gruppe der jüngeren Befragten über das Thema Corona-Pandemie stärker gespalten ist als die älteren Befragten.
  • dass die Wahrnehmung eng mit der parteipolitischen Bindung zusammenhängt. Wählerinnen und Wähler der ÖVP und der Freiheitlichen zeichnen ein besonders düsteres Bild. Unter Grünen- und in geringerem Ausmaß unter SPÖ-Anhängern finden sich viele Befragte, die die Pandemie in der Stadt als nicht so schlimm empfinden.

DER STANDARD ließ weiter fragen, wie die Bevölkerung ihre Stadt wirtschaftlich positioniert sieht: Auch hier meinen nur zwölf Prozent, Wien sei bisher besser durch die Krise gekommen als der Rest des Landes, 29 Prozent sagen ausdrücklich, das sei nicht der Fall.

Wer verantwortlich gemacht wird

Schließlich fragte Market, welche Politiker in den letzten Monaten ihrer Verantwortung bei der Krisenbewältigung gerecht geworden seien und welche nicht. 15 Personen aus Bundes- und Landespolitik sollten dabei Noten von "Sehr gut" bis "Nicht genügend" gegeben werden.

Dabei zeigt sich im Vergleich mit derselben Fragestellung im Juni, dass beinahe allen Verantwortlichen ein schlechteres Zeugnis ausgestellt wird.

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Es erstaunt nicht, dass bei einem allgemeinen Anstieg der Ansteckungszahlen die Politiker schlechter bewertet werden als bei einem allgemeinen Sinken der Ansteckungen wie im Juni. Das trifft den immer noch am besten bewerteten Gesundheitsminister Rudolf Anschober genauso wie den schon damals am schlechtesten benoteten FPÖ-Klubchef Herbert Kickl, der ja ein Exponent der Gegner von scharfen Pandemie-Bekämpfungsmaßnahmen ist."

Auffällige Ausnahme ist Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ): Er bekam im Juni noch von 18 Prozent der Befragten einen Einser, jetzt gaben sogar 24 Prozent die Bestnote. Damit verbesserte sich Ludwigs Durchschnittsnote von 2,53 auf 2,41.

Was die Tabelle ebenfalls zeigt: Die Noten für Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) haben sich nur geringfügig verändert, während Finanzminister und ÖVP-Spitzenkandidat Gernot Blümel viel weniger Einser (derzeit sechs Prozent) und mehr Fünfer (derzeit 27 Prozent) bekommt als im Frühjahr. (Conrad Seidl, 5.10.2020)