Nachdem US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania Trump positiv auf das Coronavirus getestet worden sind, stellt sich die Frage, wo sich das Paar – und vor allem der Präsident – in den vergangenen Tagen aufgehalten hat. Denn in Wahlkampfzeiten folgt Trump einem dichten Terminplan.

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Kein Abstand zwischen den Teilnehmern in Newport News.
Foto: REUTERS/Tom Brenner
  • Vergangenen Freitag trat Trump vor eine große Menge auf dem Flughafen von Newport News im Bundesstaat Virginia auf. Bereits im Vorfeld hatten Gesundheitsexperten Besorgnis wegen der großen Besucherzahl geäußert und versucht, den Wahlkampfevent zu verhindern. Offiziell sind in Virginia nur öffentliche Veranstaltungen mit maximal 250 Personen erlaubt. Auf Bildern des Events sind tausende eng beieinanderstehende Menschen zu sehen, die meisten ohne Masken. Trump lobte sich in seiner Rede wiederholt für das Management der Corona-Krise: "Das Einzige, was wir falsch gemacht haben, ist die PR."
Auch bei der Zeremonie für Richterin Amy Coney Barrett gab es weder Masken noch Abstand.
Foto: EPA/SHAWN THEW
  • Samstagnachmittag präsentierte der Präsident während einer Zeremonie im Rosengarten des Weißen Hauses seine Nominierte für den Obersten Gerichtshof, Amy Coney Barrett. Rund 200 Personen nahmen vor Ort teil. Viele Gäste erschienen zwar mit Gesichtsschutz, während der Veranstaltung waren dann aber fast keine Masken mehr zu sehen. Zudem hielten sie keinen ausreichenden Abstand zueinander ein. Freitagabend wurde auch bekannt, dass unter den mutmaßlich auf dieser Veranstaltung Infizierten zwei republikanische Senatoren, Thom Tillis und Mike Lee und die ehemalige Trump-Beraterin Kellyanne Conway sind. Barrett selbst wurde negativ gestestet. Die Infektion von Senatoren wirft nun auch die Frage auf, welche Auswirkungen auf den Ernennungsprozess von Amy Coney Barrett zu erwarten sind. Mike Lee ist ein Mitglied des Rechtsausschusses, der die ersten Anhörungen durchführt. Die Demokraten rufen nach einer Verschiebung, bis das Ausmaß der Ansteckungen klar ist. Die Republikaner wollen die Anhörungen wie geplant am 12. Oktober starten.

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Trump zog tausende Menschen in Harrisburg an.
Foto: Spencer Platt/Getty Images/AFP
  • Samstagabend sprach Trump bei einem Wahlkampfauftritt auf dem Flughafen Harrisburg im Bundesstaat Pennsylvania. Auch dort war der Mund-Nasen-Schutz bei den Teilnehmern eine Seltenheit. Tausende standen den Bildern zufolge Schulter an Schulter, und jene, die Masken trugen, hatten sie meist zum Kinn hinuntergezogen.

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Der Präsident informierte am Montag über die neue Teststrategie.
Foto: AP Photo/Evan Vucci
  • Am Montag informierte der Präsident im Rosengarten des Weißen Hauses über die Corona-Teststrategie der Regierung und erklärte, dass Millionen Testkits an die Bundesstaaten geliefert werden sollen. Bei dem Auftritt mit dabei waren auch Vizepräsident Mike Pence, Kongressabgeordnete und Vertreter der Bundesstaaten.

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Am Dienstagabend machte sich Trump noch über den Maske tragenden Biden lustig.
Foto: AP/ Julio Cortez
  • Dienstagabend nahm Trump an der ersten TV-Debatte mit seinem Kontrahenten Joe Biden in Cleveland teil. Mit dabei war auch die mittlerweile ebenfalls positiv getestete Beraterin Hope Hicks, die mit Trump im selben Flugzeug anreiste. Auch seine erwachsenen Kinder und engsten Berater flogen mit ihm und verzichteten auf einen Mund-Nasen-Schutz. Im Vorfeld der Debatte traf der Präsident regelmäßig mit seinen Beratern im Weißen Haus zusammen, um die Strategie für den Auftritt zu besprechen. Dabei wurde weder Abstand eingehalten, noch trugen die Teilnehmer Masken. Als Begründung wurden die regelmäßigen Corona-Tests genannt, die bei den Beratern und dem Präsidenten durchgeführt werden. Bei der TV-Debatte waren dann auch Mitglieder des demokratischen Wahlkampfteams und Familienangehörige Joe Bidens im Publikum. Sie trugen Masken.

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Auch in Duluth war kein Social Distancing in Sicht.
Foto: AP Photo/Alex Brandon
  • Am Mittwoch flog Trump – ebenfalls mit Hicks an seiner Seite – zu einem Wahlkampfauftritt nach Duluth im Bundesstaat Minnesota. Danach soll Hicks Symptome einer Corona-Infektion gezeigt und sich selbst an Bord der Air Force One isoliert haben.
Bei einem privaten Fundraiser in Bedminster waren bereits weniger Berater mit Trump unterwegs.
Foto: MANDEL NGAN / AFP
  • Am Donnerstag soll der positive Test von Hope Hicks bereits bekannt gewesen sein. Trotzdem nahm Trump an einem Spendensammel-Event in seinem privaten Club in Bedminster, New Jersey teil. Laut Beobachtern waren dabei weniger Berater als sonst anwesend. Jene, die in engerem Kontakt mit Hicks gestanden seien, hätten bereits eine Maske getragen oder gar nicht mehr teilgenommen.
  • Am Freitag wurde bekannt, dass sich Donald und Melania Trump mit dem Virus infiziert haben. Wie und ob sie es weitergegeben haben, war noch unklar. Fest steht aber, dass die First Lady strengere Vorkehrungen getroffen hatte. So war sie auf Twitter mit Maske zu sehen, der Großteil ihrer Mitarbeiter im Weißen Haus arbeitete von zu Hause aus, und wenn sie ihren Mann zu Wahlkampfauftritten begleitete, verzichtete sie auf ihre eigenen Berater, um die Personenanzahl gering zu halten. (bbl, 2.10.2020, aktualisiert am 3.10.)