Veloce präsentierte bei einer Pressekonferenz am Freitag Ausrüstung und Ausstattung der Mitarbeiter, die künftig für die Abwicklung der Gurgeltests in Wien zuständig sind.

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Wien wird den Modus der Corona-Testungen anders organisieren als bisher. So sollen künftig Fahrradboten dafür zuständig sein, Testkits für die Gurgelmethode den zu testenden Personen nach Hause zu bringen – DER STANDARD berichtete. Die vor Ort entnommene Probe wird von den Boten dann direkt wieder mitgenommen und in ein Labor transportiert.

Die Stadt reagiert damit auf die Kritik an den mitunter sehr langen Wartezeiten für Personen, die sich testen lassen mussten. Von der neuen Methode erhofft man sich, deutlich schneller zu werden: Von der laut dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) derzeit durchschnittlichen Dauer von drei Tagen (für das gesamte Testprozedere von Anruf bis Ergebnis) will man auf durchschnittlich 30 Stunden runterkommen, sobald sich das System eingespielt habe.

Personalmangel soll gelöst werden

Hacker platzierte bei der Pressekonferenz am Freitag im Rathaus, bei der der neue Modus im Detail vorgestellt wurde, auch einen Seitenhieb auf die Diskussionen der letzten Wochen: "Weil immer alle gefragt haben, was wir den Sommer über gemacht haben: Wir haben eben genau solche Dinge vorbereitet." Konkret habe man das Projekt bereits zu Sommerbeginn angeleiert, aber man spreche in Wien erst über Dinge, "wenn die Eier auch gelegt sind".

So will man die "große Schwachstelle Personalmangel" in dem Bereich in Angriff nehmen, wie Hacker erläuterte: Denn für den Gurgeltest braucht man – im Gegensatz zum Abstrich – kein medizinisches Personal, das den Test durchführt. Die Person gurgelt selbstständig und gibt die Probe in einem Fläschchen den Boten mit. Wer aus individuellen Gründen nicht gurgeln kann, kann weiterhin durch medizinisches Personal mit der herkömmlichen Methode getestet werden.

Partner Veloce

Als Logistikpartner hat die Stadt die Firma Veloce gewonnen. In ersten Probeläufen wurde der Einsatz bereits durchgeführt, die Rückmeldungen waren bisher durchwegs positiv, hieß es. Etwa 1.000 Proben sollen die Boten per Rad im innerstädtischen Bereich oder per Roller an den Stadtgrenzen abholen. An der Vorgehensweise für Betroffene ändert sich bezüglich der Kontaktaufnahme mit 1450 grundsätzlich nichts. Es ist nicht möglich, direkt bei Veloce einen Test zu bestellen.

Der Ablauf funktioniert so, dass Veloce von der Gesundheitsbehörde ein "Testticket" erhält. Anschließend wird – wie bei einer Essensbestellung – die voraussichtliche Eintreffzeit berechnet und der Person kommuniziert. Es soll sich um ein dreistündiges Zeitfenster handeln. Zuvor sollen die Betroffenen eine SMS-Erinnerung erhalten, dass sie zwei Stunden vor der Testung nichts essen sollen. Veloce hat laut eigenen Angaben extra für das Projekt eine neue App entwickelt. Um die Identität der gurgelnden Person sicherzustellen, soll der Ausweis, den die Person vorzeigen muss, eingescannt werden. Die Boten sollen dann die Labore auch auf Basis der dort vorhandenen Kapazitäten ansteuern, um den Prozess möglichst zu beschleunigen.

Teststraße weiterhin möglich

Die Möglichkeit, selbst mit dem Auto zur Teststraße zu fahren und sich dort testen zu lassen, bleibt bestehen. Der Gurgeltest soll aber der Regelfall werden. Veloce wird extra dafür 200 neue Mitarbeiter einstellen, sagt Geschäftsführer Paul Brandstätter zum STANDARD. Sie werden mit einer speziellen Ausrüstung ausgestattet: Handschuhe, Maske und Brille.

Zur Situation bei 1450 war Folgendes zu erfahren: Das Personal wurde dort mittlerweile auf 451 Mitarbeiter aufgestockt. Zuletzt wurden 110 neue Contact-Tracer eingestellt, bis Ende Oktober sollen 120 weitere folgen. Hacker bat darum, bei 1450 nach Möglichkeit außerhalb der Spitzenzeiten zwischen 8 und 11 Uhr anzurufen. Es wurde darauf hingewiesen, dass man sich beim Auftreten von Symptomen selbst nachts melden könne und nicht bis auf den nächsten Tag warten müsse. Im September wurden gut 150.000 Tests in Wien durchgeführt.

Schließlich sprach Hacker doch noch von ungelegten Eiern und verwies auf die Entwicklung einer neuen Online-Plattform, auf der die persönlichen Testbefunde heruntergeladen werden können. Deren Fertigstellung werde aber noch ein paar Wochen dauern. (Vanessa Gaigg, 2.10.2020)