Zwischen stationärer Betreuung und der Pflege durch Angehörige geben es kaum Wahlmöglichkeiten, kritisiert die Diakonie.

Foto: Heribert Corn

Das derzeitige Pflegesystem in Österreich besteht im Wesentlichen aus drei Optionen: mobile Dienste, teilstationäre Tagesbetreuung und die stationäre Versorgung in Altenheimen. Das sei problematisch, meint die Diakonie und fordert eine umfassende Reform.

Dazu legte die Diakonie am Freitag ein Konzept vor, dass sowohl die zu pflegende Person in den Mittelpunkt stellt als auch zu einer geringeren finanziellen Belastung für die öffentliche Hand führen soll. Das Argument dahinter: Für eine einzelne Person ist es seit dem Fall des Pflegeregresses oft günstiger, in ein Altenheim zu ziehen, auch wenn die Pflege zu Hause eigentlich möglich wäre – öffentliche Gelder werden verschwendet, auf der anderen Seite müssen alte Menschen ins Heim, obwohl manche das vielleicht nicht wollen.

Vor der Pflegekrise wird seit Jahren gewarnt, der demografische Wandel ist absehbar und geschieht bereits jetzt. Laut Prognosen wird der Anteil der über 80-Jährigen in 30 Jahren doppelt so hoch sein wie heute. Auf der anderen Seite werden laut Diakonie 2030 24.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen.

Pflegelotsen sollen Angebot und Nachfrage zusammenbringen

Das Modell orientiert sich am Grundprinzip der Autonomie. Weil auch alte Menschen selbst über ihr Leben bestimmen sollen, jedoch nicht jeder das Pflegesystem durchschaut, soll es daher sogenannte "Pflegelotsen" geben, die einen Überblick über das Angebot haben und die Bedürfnisse der zu Pflegenden kennen. Außerdem plädiert die Diakonie dafür, nicht mehr "normierte Angebote Jahre im Voraus" zu planen, sondern "kleinräumig und schnell innovative Dienstleistungen" zu implementieren.

Finanziert werden soll das System über sachleistungsbezogene Autonomiebeträge. Heißt: Das Pflegegeld des Bundes bleibt unangetastet, doch mit einem Teil davon sollen Bezieherinnen und Bezieher einen gewissen Betrag erwerben, der durch die öffentliche Hand aufgestockt wird. Dieser kann dann ausschließlich für Sachleistungen und ganz konkrete Bedürfnisse verwendet werden. Was nicht verbraucht wird, soll verfallen. Die Anbieter dieser Sachleistungen sollen zur Qualitätssicherung öffentlich anerkannt werden. Die Diakonie rechnet, dass mit diesem Finanzierungsmodell bis 2050 zwischen einer und drei Milliarden Euro gespart werden könnten. (elas, 2.10.2020)