Ein Mitarbeiter von Exscientia betrachtet Proben.

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Künstlicher Intelligenz wird riesiges Einsatzpotenzial vorausgesagt und sie kommt auch in immer mehr Bereichen zu Anwendung. Besonders in der Medizin gilt etwa im Bereich der Diagnostik als großer Hoffnungsträger. Aber nicht nur das, selbstlernende Algorithmen sollen auch in der Entwicklung von Medikamenten aushelfen. Nun könnte ein Durchbruch bevor stehen, berichtet die Financial Times.

Das im britischen Oxford beheimatete Start-up Exscientia hat gemeinsam mit dem japanischen Pharmakonzern Sumitomo Dainippon ein Mittel zur Therapie von Zwangsstörungen entwickelt, das ein von einer KI gestaltetes Molekül DSP-1181 als zentralen Wirkstoff enthält. Bald soll es in klinischen Tests an Menschen erprobt werden. Ein genaues Startdatum für die Versuche gibt es noch nicht.

In nur 12 Monaten testreif

Signifikant ist vor allem die Geschwindigkeit, in der das Medikament entstanden ist. Üblicherweise dauert es bis zur Erforschung eines neuen Wirkstoffs bis zur Herstellung erster Proben eines neuen Medikaments einige Jahre. Hier allerdings war man bereits nach 12 Monaten soweit. John Bell, Regius-Professor für Medizin an der Oxford University – er war an der Forschung nicht beteiligt – hält diese Entwicklung für "wirklich beeindruckend", zumal sie auf wissenschaftlich soliden Füßen stehe.

Die KI-Plattform von Exscientia hat die für die Zielsetung bestgeeignetste chemische Struktur errechnet. Dabei wurden mehrere zehn Millionen an potenziell tauglicher Moleküle entworfen und iper Simulation getestet, ehe 350 Kandidaten zur realen Synthese und Erprobung vorgeschlagen wurden. Bei der traditionellen Entwicklung neuer Wirkstoffe seien es normal fünf mal so viele, sagt der Molekular-Physiker Andrew Hopkins, der die Firma leitet.

DSP-1181 dockt an spezifischen Rezeptoren im Gehirn an, die eine wichtige Rolle für die Symptomatik von Zwangsstörungen spielen. Das Start-up arbeitet parallel auch an Medikamenten zur Behandlung anderer Erkrankungen, wie etwa verschiedene Stoffwechselstörungen. (red, 4.10.2020)