Foto: AKTIONSGEMEINSCHAFT

Gleich zwei hochrangige Bundespolitiker haben Sabine Hanger nach ihrer etwas turbulenten Wahl zur Vorsitzenden der Österreichischen Hochschülerschaft gratuliert: Der Kanzler sowie der Bildungsminister freuen sich auf die Zusammenarbeit mit der 25-jährigen Frontfrau der Aktionsgemeinschaft (AG).

Zum Zug kam Hanger eher überraschend. Nach monatelangen Streitereien innerhalb der linken ÖH-Koalition aus Gras, VSStÖ und FLÖ fand die Zusammenarbeit ein vorzeitiges Ende. Am Freitag wurde Hanger in der Sitzung des Studierendenparlaments gewählt – mit nur 20 gültigen von insgesamt 55 möglichen Stimmen. Sie ist die erste ÖH-Chefin seit zwölf Jahren von der ÖVP-nahen AG.

Hanger studiert im dritten Abschnitt Rechtswissenschaften an der Uni Wien. Zur ÖH verschlug es die gebürtige Niederösterreicherin aus Ybbsitz im Jahr 2016 am Anfang ihres Studiums. Grund für das Engagement sei erst die eigene Orientierungslosigkeit gewesen, erzählt sie. Und: "Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, dass Studierende eine ordentliche Vertretung haben." Seit der Wahl 2019 ist sie Mandatarin in der Bundesvertretung.

Damals sei es zwar ihr Anspruch gewesen, "Verantwortung zu übernehmen", doch ganz damit rechnen konnte sie wegen der jahrelangen Zusammenarbeit der kleineren Listen nicht. Das Koalitions-Aus kommentiert sie knapp: "Die Glaubwürdigkeit leidet immens darunter, wenn sich die ÖH nur mit sich selbst beschäftigt." Die ÖH müsse nun "wieder ernst genommen werden".

365-Euro-Ticket und Digitalisierung

Hanger fordert ein österreichweites 365-Euro-Ticket für Studierende, und sie wolle dazu beitragen, dass alle Fraktionen an einem Strang ziehen. Das sei nicht nur für sie selbst wichtig, ihre Fraktion hat mit 15 Sitzen im 55-köpfigen Studierendenparlament keine Mehrheit, sondern auch für die Studierenden. "Das Corona-Semester, die andauernde Pandemie: Hier braucht es Lösungen und eine stabile ÖH." Die Gesundheitskrise habe gezeigt, dass die Hochschulen bei der Digitalisierung nachhinken: "Es fehlt an Infrastruktur und digitalen Lerninhalten." Das Coronavirus hat die Schwester eines kleinen Buben auch persönlich getroffen. Seit 2018 jobbte die Studentin geringfügig in einer kleinen Kanzlei. Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie wurde das Dienstverhältnis aufgelöst.

Mit ihrem Vater arbeiten Kanzler und Minister übrigens bereits zusammen: Er ist Nationalratsabgeordneter der ÖVP. Die Mutter ist Ordinationsassistentin. (Oona Kroisleitner, 4.10.2020)