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Freude bei Trumps Anhängern. Ihr Idol ist bald wieder im Weißen Haus.

Foto: AP / Manuel Balce Ceneta

Atemnot, niedriger Blutsauerstoff, zwei Medikamente für schwere Fälle und ein weiteres experimentelles. Alles nicht so schlimm, glaubt man US-Präsident Donald Trump. Dieser kündigte Montag an, er werde das Walter-Reed-Spital, wo er seit Freitag wegen seiner Covid-19-Erkrankung behandelt worden war, wieder verlassen. Am Montagabend (Ortszeit) hat US-Präsident Donald Trump das Militärkrankenhaus dann auch tatsächlich per Hubschrauber verlassen. Das Coronavirus, an dem mehr als 210.000 Menschen in den USA bisher gestorben sind, sei nichts, wovor man sich fürchten müsse, hatte Trump zuvor gesagt. Er fühle sich "besser als vor 20 Jahren" und "richtig gut".

Als Trump dies twitterte, war das tägliche Briefing seiner Ärzte noch gar nicht angelaufen. Ob der Präsident ihnen zuvorkommen wollte, oder nur den Wunsch hatte, die Nachricht vom Ende seines Spitalsaufenthalts selbst als erster zu verbreiten, was unklar. Die Mediziner sagten später, der Zustand des Staatschefs rechtfertige eine Entlassung ins Weiße Haus, wo er ebenso "Gesundheitsversorgung auf Weltklasseniveau" erhalten könne. Trump sei allerdings "noch nicht ganz über den Berg", teilten sie mit.

Trumps Tweet zu seiner bevorstehenden Entlassung. Aus dem Spital, versteht sich.

Kritik am Umgang des Präsidenten mit einer Erkrankung hatte es da bereits gegeben. Sonntagabend hatte Trump seine Fans vor dem Militärkrankenhaus mit einem spontanen Autokorso gegrüßt. Mit dem Corona-Kranken im Fahrzeug waren zwei andere Personen.

Was als Zeichen der Stärke und der Präsenz gedacht war und von seinen Fans frenetisch bejubelt wurde, geriet auch zum PR-Desaster. "Jede einzelne Person im Fahrzeug muss wegen dieses völlig unnötigen Vorbeifahrens des Präsidenten für 14 Tage unter Quarantäne gestellt werden", mokierte sich beispielsweise Dr. James Phillips, ein behandelnder Arzt, der offensichtlich gegen die Trump’sche Ausfahrt gewesen war. "Sie könnten krank werden. Sie könnten sterben. Wegen eines politischen Theaters."

Mitarbeiter in Gefahr

Verantwortungslosigkeit wurde Trump auch vom demokratischen Senator Brian Schatz (Hawaii) attestiert. Trump habe seine eigenen Sicherheitsleute gefährdet, so Schatz.

Judd Deere, ein Sprecher des Weißen Hauses versuchte zu kalmieren. Vor der Fahrt seien "angemessene Vorkehrungen getroffen", und die Fahrt sei "vom medizinischen Team als sicher bewertet" worden, beteuerte er. Dennoch: Die Ausfahrt des Präsidenten wurde am Montag kontrovers diskutiert.

Genauso wie der tatsächliche Gesundheitszustand des Präsidenten. Über die Schwere der Infektion gab es unterschiedliche Informationen. Leibarzt Sean Conley musste zu guter Letzt einräumen, dass Trumps Sauerstoffwerte seit dem Auftreten der Symptome zweimal deutlich gefallen seien. Zur Diagnose der Lungen wollte Conley auch am Montag aktiv nicht Stellung nehmen, obwohl er bei der Pressekonferenz mehrfach gefragt worden war. Zudem habe Trump das Medikament Dexamethason erhalten, ein Steriod, das Depressionen hervorrufen kann – und manische Episoden.

"Wirklich zur Schule gegangen"

An Letztere erinnerte am Montag das Twitter-Verhalten des Präsidenten. Am frühen Montagmorgen wurden innerhalb einer Stunde insgesamt 18 Tweets veröffentlicht. Zuvor gab sich Trump in einem Video auf Twitter geläutert, was seine Einschätzung des Virus betrifft: Seine Ansteckung habe ihn eine Menge gelehrt. Er sei "wirklich zur Schule gegangen" und verstehe es nun.

Wenig später wurde bekannt, dass mindestens drei Personen aus dem Kommunikationsstab des Präsidenten ebenfalls mit Sars-CoV-2 infiziert sind. Unter ihnen ist auch die Pressesprecherin Trumps, Kayleigh McEnany. In Umfragen haben die Episoden des Wochenendes bisher kaum Niederschlag gefunden: Dort führte weiter stabil Trumps Rivale Joe Biden. (Manuela Honsig-Erlenburg, Manuel Escher, 5.10.2020)