Die Menschen halten auf den Skipisten Abstand – dafür braucht es gar keine Abstandsregeln. In der kommenden Wintersaison könnte das Abstandhalten noch einfacher werden, befürchten Touristiker – je nach Infektionsgeschehen könnten viele potenzielle Urlauber zu Hause bleiben.

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Wien – Die Corona-Krise hat die Umsätze der Tourismusbetriebe in Österreich stark einbrechen lassen. Die Tourismuseinnahmen gingen von Mai bis August laut einer aktuellen Schätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 31,7 Prozent auf 7,22 Milliarden Euro zurück. Den stärksten Rückgang gab es in Wien mit minus 81,1 Prozent, den niedrigsten in Kärnten mit minus 13,7 Prozent. Bundesländer mit vielen inländischen Gästen kamen laut Wifo "vergleichsweise glimpflich davon".

Aufgrund der Pandemie verreisten die Österreicher heuer deutlich häufiger im eigenen Land als 2019. Einen verhältnismäßigen niedrigen Rückgang bei den Tourismuseinnahmen von Mai bis September verzeichneten auch die Steiermark mit 17,4 und das Burgenland mit 18,4 Prozent. Die Umsatzeinbußen Tirols und Vorarlbergs beliefen sich trotz starker Abhängigkeit von ausländischen Gästen – ihr Nächtigungsanteil liegt bei 85,8 beziehungsweise 84,0 Prozent – dagegen "nur" auf rund ein Viertel, schreibt das Wifo in seiner aktuellen Analyse.

Umsätze gingen zurück

In Nieder- und Oberösterreich ging die Zahl der ausländischen und inländischen Gäste deutlich zurück, die Umsätze verringerten sich um 39,2 Prozent beziehungsweise 31,3 Prozent. In Salzburg brachen die Übernachtungen von ausländischen Gästen ein, das Geschäft mit inländischen Gästen blieb stabil. Unter dem Strich verzeichnete Salzburg einen Tourismus-Einnahmeneinbruch von rund einem Drittel.

In der bisherigen Sommersaison gab es 43,2 Prozent weniger Ankünfte und 33 Prozent weniger Übernachtungen als 2019. Im Vergleich zu Mai und Juni, wo die Gästeankünfte um 73,7 Prozent und die Übernachtungen 70 Prozent zurückgegangen waren, fielen die Nachfrageverluste in den Hauptmonaten des Sommers 2020 deutlich geringer aus. In Juli und August stand bei den Ankünften ein Minus von 23 Prozent und bei den Nächtigungen ein Minus von 14 Prozent unterm Strich. Gegenüber 2019 verschob sich die Gewichtung der Herkunftsländer merkbar. Stammten im Vorjahr noch 70,1 Prozent der österreichweiten Nächtigungen von Mai bis August von internationalen Gästen, lag dieser Anteil 2020 laut Wifo zehn Prozentpunkte niedriger.

Keine Prognose möglich

Eine seriöse Prognose für die kommende Wintersaison, die von November bis April läuft, ist laut dem Wifo-Tourismusexperten Oliver Fritz "aufgrund der vielen Unsicherheiten nicht möglich". In einem absoluten Worst-Case-Szenario könnte im Vergleich zur Wintersaison 2019/20 die Zahl der Nächtigungen um bis zu 50 Prozent zurückgehen. In einem optimistischeren Szenario mit einer Stabilisierung bzw. einem Rückgang der Infektionszahlen und der Aufhebung aller Reisewarnungen könnte das Niveau der im März abgebrochenen Wintersaison 2019/20 erreicht werden.

"Um das denkbar schlechteste Szenario zu verhindern, müssen alle erdenklichen Anstrengungen unternommen werden, um die Infektionszahlen in Österreich zu senken", sagt Fritz. Außerdem müssten für den alpinen Wintertourismus überzeugende Konzepte für die Prävention und das Vorgehen bei dem sehr wahrscheinlichen Auftreten von Infektionsfällen ausgearbeitet werden. (APA, 6.10.2020)