2018 legte Sony die erste Playstation in Form eines Emulators mit der "Playstation Classic" neu auf – die Rezeption fiel allerdings nicht besonders gut aus.

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Nachdem Sonys Playstation schon Ende 1994 in Japan auf den Markt gekommen war, kam zehn Monate später auch Europa an die Reihe. Am 29. September war die Konsole bei ersten Händlern verfügbar. Die Neugier war groß. Und die Skepsis auch, war Sony doch neu am bisher von Nintendo und Sega dominierten Markt für Wohnzimmer-Spielplattformen.

Dabei hätte die Playstation eigentlich gar nicht entstehen sollen. Denn Sony hatte ursprünglich mit Nintendo gemeinsam an einem neuen Gerät gearbeitet – 2015 tauchte ein Prototyp der mysteriösen "Nintendo Playstation" auf –, doch die Kooperation endete im Streit, und beide gingen weiter ihrer eigenen Wege. Für den Neueinsteiger, bei dem aufgrund der Veröffentlichung des "Spielzeugs" manche Manager um das Markenimage fürchteten, sollte es der Startschuss für eine mittlerweile 25 Jahre währende Erfolgsgeschichte werden.

Dritte Dimension

Rund 200.000 texturierte Polygone konnte die erste Playstation gleichzeitig auf dem Bildschirm anzeigen und animieren. Eine wichtige Zahl, denn sie verrät viel über die Ausrichtung der neuen Konsole. Im 16-Bit-Zeitalter hatten 2D-Games die Spielelandschaft dominiert. Gezeigt wurde das Geschehen häufig von der Seite oder von oben. Games, die die dritte Dimension ausnutzten, waren recht seltene Ausnahmen.

Nicht so bei der frischen Plattform. Ihre R33-Recheneinheit, die mit knapp 34 MHz taktete, verfügte über 1 MB RAM und eine Grafikeinheit mit 2 MB Videospeicher und legte damit auch einen deutlichen Performancesprung hin. Wenngleich man auf eine andere Architektur setzte, war damit erstmals eine Konsole leistungstechnisch nicht mehr weit von den damaligen Heimcomputern entfernt.

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Spitzenreiter "Gran Turismo"

Die Nachfrage nach der ersten Playstation wuchs bald rasant und erreichte gegen 1997 ihren Höhepunkt. Es war auch das Jahr, in dem die beiden meistverkauften Games für die Plattform auf den Markt kamen. Die Spitzenposition hält das Rennspiel Gran Turismo mit 10,85 Millionen Kopien. Dahinter folgt das von vielen Fans der Reihe verehrte Final Fantasy 7 mit knapp über zehn Millionen. Der zweite Gran Turismo-Teil von 1999 hält Rang drei mit 9,37 Millionen.

Weit vorne finden sich auch einige andere bekannte Namen. Da wären das etwa schon am PC sehr beliebte Action-Game Tomb Raider, der Anfang der Crash Bandicoot-Reihe, Konamis erstes dreidimensionales Metal Gear Solid oder Capcoms Resident Evil. Insgesamt erschienen über 3.000 Spiele für die Konsole.

Im Jahr 2000 versuchte Sony die Nachfrage noch einmal anzukurbeln und brachte eine verkleinerte Variante namens PS One auf den Markt. Tatsächlich wurden bis hinein ins Jahr 2005 noch Spiele für die Plattform verkauft, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Playstation 2 (2000) ein halbes Jahrzehnt auf dem Markt war.

Vom Splitscreen zu "Always on"

Was die Playstation und ihren Nachfolger eint, ist auch der Fokus auf Offline-Gaming. Per Link-Kabel konnten Konsolen miteinander verknüpft werden, zusammen gespielt wurde aber meistens per Splitscreen auf einem Gerät. Die Playstation 3 folgte 2006 und brachte erstmals die Möglichkeit einer Internetanbindung mit. Der Schritt zur "Always on"-Konsole mit Fokus auf Multiplayer-Services und digitalen Spielevertrieb – und damit der Abschied von der Ära der klassischen Wohnzimmerkonsolen – erfolgte aber erst 2013 mit der Playstation 4.

Die Leistungsfähigkeit der Playstations wuchs ebenso. Die PS2 brachte es bereits auf 66 Millionen Polygone bei höherer Auflösung. Mittlerweile wird der Leistungsoutput in Gleitkommaoperationen pro Sekunde (Flops) gemessen. Die PS2 konnte 6,2 GFlops aufweisen, ihr Nachfolger bereits 230 GFlops. Die PS4 kommt auf 1,8 TFlops bis 4,2 TFlops (Pro-Version). Und die bald auf den Markt kommende PS5 soll es auf 10,3 TFlops bringen.

Die fünfte Generation wird auch ein neues Kapitel aufschlagen und erstmals in einer günstigeren Variante ohne Scheibenlaufwerk erscheinen. Das demonstriert nicht nur den Siegeszug des digitalen Spielevertriebs, sondern auch den nächsten Schritt der noch in den Kinderschuhen steckenden Gamesstreaming-Ära. (gpi, 6.10.2020)