Jennifer Wichlacz studiert an der Uni Salzburg.
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"Gemeinsames Lernen gab’s nicht": Jennifer Wichlaczs Studienpläne gingen nicht ganz auf

"Bis Februar war ich mit meinem Studium ganz gut unterwegs. Im vergangenen Oktober hab ich mit Molekularen Biowissenschaften an der Uni Salzburg begonnen, nach einem Jahr wollte ich an die Johannes-Kepler-Uni in Linz wechseln, weil dort das Studium einen größeren Schwerpunkt auf Biotechnologie setzt, so der Plan. Durch Corona ist dieser leider nicht ganz aufgegangen. Denn Voraussetzung für den Wechsel nach Linz wäre eine praktische Übung in Genetik im Bereich Bakterienkultur gewesen – im Labor von acht bis 17 Uhr, eine Woche lang. Diese Übung hat leider nicht stattgefunden. Wann diese Übung nachgeholt werden kann, konnte damals niemand sagen.

Die anderen Lehrveranstaltungen wurden über Distance-Learning weitergeführt. Teilweise haben wir Hausaufgaben bekommen, oder wir konnten die Übungen via Zoom abfotografieren und schickten sie mit der Lösung wieder zurück. Die Lehrenden haben sich zum Teil wirklich viel überlegt, wie sie uns den Inhalt am besten vermitteln können. Für eine Prüfung gab es beispielsweise ein Video, wo eine Aufgabe erfüllt werden musste, und erst wenn man die geschafft hatte, ging‘s weiter. Einige haben sich da wirklich was überlegt. Andere haben gleich gesagt, Prüfungen werde es erst dann geben, wenn Präsenzphasen wieder möglich sind.

Soziale Kontakte fehlten

Die sozialen Kontakte zu den anderen Kollegen waren aber weg, gemeinsames Lernen, wo man sich gegenseitig weiterhelfen kann, war nicht mehr möglich. Sich alles alleine beibringen zu müssen ist schwierig. Dazu kam noch, dass ich keinen Job mehr hatte. Ich arbeitete geringfügig in einem Club, der dann auch zu war. Und auch wenn ich seit dem Lockdown wieder bei meinen Eltern in Oberösterreich wohne, musste ich das Studentenzimmer in Salzburg bis Juli weiter zahlen.

Die finanzielle Unterstützung meiner Eltern reichte dafür nicht aus. Zum Glück hatte ich noch Ersparnisse von früheren Sommerjobs. Es war jedenfalls ein schwieriges Semester, aber kein ganz verlorenes. Ich hoffe, das aktuelle wird besser."

Michael Schmidthaler ist Professor an der FH OÖ.
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"Rundum-Aktivitäten fehlten": Professor Michael Schmidthaler ging mit Studierenden virtuell auf Reisen

"Ich bin Professor für International Services & Innovation am Studiengang Global Sales and Marketing an der FH Oberösterreich. Im vergangenen Semester hatte ich sieben Lehrveranstaltungen, die alle als Präsenzveranstaltungen geplant waren. Durch den Lockdown mussten wir innerhalb von 14 Tagen komplett auf Distance-Learning umstellen. Bei grundlagenbasierten Lehrveranstaltungen war das einfacher. In Lehrveranstaltungen, die stark auf Interaktion setzen, war diese deutlich schwieriger.

An der FH OÖ gab es schon vorher rudimentär einen elektronischen Austausch über Plattformen wie Moodle oder Ilias. Während des Lockdowns wurde aber sehr rasch MS Teams auch für alle Studierenden eingeführt. Die Plattform wurde in dieser Zeit auch radikal verbessert, und Onlinelehre, die sehr nah an die Präsenzlehre herankommt, war im Laufe der Zeit möglich. Unser Studiengang ist sehr international, die Unterrichtssprache Englisch. Rund 20 Prozent unserer Studierenden kommen aus dem Ausland. Das Studium lebt stark vom internationalen Austausch, der war im letzten Semester aber nur sehr eingeschränkt möglich.

Exkursionen und Field-Trips

Zu unseren Lehrveranstaltungen gehören auch Exkursionen und Field-Trips, die gab es in gewohnter Form auch nicht mehr. Im April war beispielsweise eine fünftägige Reise nach Polen geplant – mit Unternehmensführungen und Besuchen kultureller Stätten. Das haben wir dann kurzerhand in den virtuellen Raum transferiert. Programm gab es vormittags und nachmittags. Studierende wählten sich ein Unternehmen oder eine kulturelle Stätte aus, stellten diese vor und beantworteten Fragen dazu. Diese virtuelle Woche hat unsere Erwartungen weit übertroffen.

Dennoch hat die dritte Halbzeit gefehlt. Gerade die Rundum-Aktivitäten während des Studiums tragen ja auch zur Charakterbildung bei. Das macht ein Studium auch aus. Sofern es aber die Situation erfordert, würde Distance-Learning noch ein weiteres Semester gehen. Mit direkter Interaktion ist die Lehre aber befriedigender." (Gudrun Ostermann, 7.10.2020)