Erstes Ergebnis der Beratungen mit ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian und Metallgewerkschaftsboss Rainer Wimmer in Steyr: ein Warnstreik.

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Steyr/München – Ein Maßnahmenbündel haben Gewerkschaft und Betriebsräte für das MAN-Lkw-Werk in Steyr beschlossen. Nächste Woche Donnerstag wird ein Warnstreik abgehalten, kündigte der Chef der Produktionsgewerkschaft Proge, Rainer Wimmer, am Dienstagnachmittag an. Auch ein öffentlicher Protestmarsch werde organisiert, um das MAN-Werk in Steyr mit seinen 2.300 Arbeitsplätzen zu erhalten.

"Wir werden Seite an Seite mit den Betriebsräten gegen die Verlagerung der 2.300 Arbeitsplätze bei MAN in Billiglohnländer kämpfen. Es kann nicht sein, dass ein profitabler Standort geschlossen wird und MAN damit tausende Existenzen in der Region gefährdet", stellten Wimmer und GPA-Chefin Barbara Teiber klar. Der MAN-Betriebsrat appellierte an den Eigentümer Volkswagen, den profitablen MAN-Standort Steyr "nicht leichtfertig kurzfristigem Profitstreben zu opfern. Mit einer Standortschließung ginge dem Konzern viel Know-how und Erfahrung verloren", so Arbeiterbetriebsrat Erich Schwarz und Angestelltenbetriebsrat Thomas Kutsam.

Spitzen des ÖGB

Die Spitzen des ÖGB rund um ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian waren am Dienstag in Oberösterreich aufmarschiert, um Rückenstärkung für die Belegschaft und deren Betriebsräte zu demonstrieren. Katzian zeigte sich "sehr enttäuscht", aber kämpferisch. VW und MAN hätten in den vergangenen Jahren immer Handschlagqualität und Vertragstreue bewiesen. Dass nun die gerade erst im vergangenen Jänner unterschriebene ganz klare Standortgarantie aufgekündigt worden sei, sei ein "Schlag ins Gesicht der Kollegen". Jetzt hätten Gewerkschaft und Betriebsrat eine gemeinsame Strategie.

"Die Stimmung ist nach wie vor im Keller", sagte Schwarz. Die Arbeitnehmervertretung lässt die Rechtsanwaltskanzlei Jarolim und Partner die Verträge zur Standortgarantie durchleuchten. Man will nicht akzeptieren, dass MAN die wirtschaftliche "Schlechtwetterklausel" gezogen habe. Steyr habe zuletzt 20 Millionen Euro Überschuss nach München abgeliefert, in den Jahren davor seien es 33 und sogar 97 Millionen Euro gewesen. Andere MAN-Werke in Ländern mit niedrigerem Lohnniveau hätten solche Ergebnisse nicht gebracht. In dem Vertrag stehe auch, dass es bei einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Entwicklung Gespräche mit dem Betriebsrat geben solle, aber nicht, dass die Vereinbarung gekündigt werde.

Lohn- und andere Kosten

Zu den als hoch kritisierten Lohnkosten in Steyr rechnete Schwarz vor, dass diese maximal zehn Prozent des Umsatzes ausmachten. Überzahlungen seien durch massive Mehrleistungen der Mitarbeiter gerechtfertigt. Dass MAN trotz der geplanten Schließung in Steyr erst vergangenes Wochenende in einem ganzseitigen Inserat wieder neue Lehrlinge suchte, erklärte der Betriebsrat damit, dass zusätzlich zu jenen, die nach erfolgreicher Aufnahmsprüfung anfangen können, weitere benötigt würden. MAN bildet in seiner überregionalen Lehrwerkstätte auch für andere Unternehmen in Steyr, beispielsweise BMW, ZF, GFM und SKF, aus.

Vor dem Arbeitsgipfel gab es ein Treffen mit Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) im Linzer Landhaus, zu dem auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zugeschaltet war. Mehr als ein "atmosphärischer Austausch" sei das aber nicht gewesen, heißt es. Alle seien sich einig, dass der Standort in Steyr erhalten werden müsse. (ung, APA, 6.10.2020)