Laut einer Studie zeigt etwa Dexamethason bei Patienten mit milderen Symptomen keine Wirkung. Der US-Präsident hat es trotzdem bekommen.

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Drei Nächte hat Donald Trump im Spital verbracht und wurde dort mit einem regelrechten Cocktail an Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln behandelt. Ein Überblick:

  • Remdesivir ist ein antivirales Medikament. Der Wirkstoff hemmt die Virusvermehrung, indem er die RNA-Polymerase blockiert. Sars-CoV-2 benötigt sie, um sich zu vervielfältigen. Allerdings ist die Wirkung von Remdesivir nicht eindeutig belegt. Daten aus den USA belegen zwar eine verkürzte Erkrankungsdauer, eine hochrangig publizierte chinesische Studie hat jedoch keinen therapeutisch positiven Effekt für Remdesivir gefunden. Vermutet wird, dass die Effekte allenfalls klein sind. Je früher behandelt wird, desto größer sind die Erfolgschancen. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat das Medikament aber bereits zugelassen.

  • Dexamethason ist ein entzündungshemmendes Cortison-Präparat, das zur Behandlung von allergischen Reaktionen, rheumatoider Arthritis und Asthma eingesetzt wird. Britische Forscher haben gezeigt, dass Dexamethason die Sterblichkeit der von Beatmungsgeräten abhängigen Patientinnen und Patienten mit Covid-19 um 35 Prozent senkt. Bei Kranken, die lediglich Sauerstoff verabreicht bekamen, wurde die Todesrate um ein Fünftel gesenkt. Daraufhin hat auch die WHO von einem "lebensrettenden wissenschaftlichen Durchbruch" gesprochen.

    Bei Patienten mit milderem Krankheitsverlauf zeigte Dexamethason laut der Studie hingegen keinerlei Wirkung. Daher ist auch fraglich, ob eine Verabreichung des Medikaments an den US-Präsidenten sinnvoll war. Auch in Österreich wird das Medikament bei Patienten eingesetzt, die Sauerstoff benötigen. "Es ist eines der wenigen Medikamente, deren Wirksamkeit relativ einheitlich bewiesen ist", sagt der Intensivmediziner Arschang Valipour von der Klinik Floridsdorf.

  • Famotidin ist ein Arzneimittel zur Kontrolle der Magensäureproduktion. Zur Wirksamkeit bei Covid-19 gibt es nur sogenannte Fallserien, darunter erste positive Ergebnisse. "Das belegt allerdings noch keinen ausreichenden Nutzen und muss formal noch anhand Placebo-kontrollierter Studien bestätigt werden", sagt Valipour.

  • Monoklonale Antikörper werden künstlich im Labor hergestellt und sorgen dafür, dass das Virus sich im Körper nicht ausbreiten kann. Das bisher in den USA nicht zugelassene Präparat, das Donald Trump bekommen hat, heißt REGN-CoV2 und stammt vom amerikanischen Biotechnologie-Unternehmen Regeneron. Wenn Erkrankte selbst keine Antikörper bilden, "gibt es vermutlich eine Wirksamkeit", sagt Valipour. Laut einer ersten Studie kann dann auch bei Patienten mit milden Verläufen durch die Gabe von Antikörpern die Viruslast verringert und eine frühere Heilung erzielt werden.

  • Zink und Vitamin D sind keine Heilmittel bei Covid-19, und ihr Nutzen gegen Infektionskrankheiten konnte bisher nie klar bewiesen werden. Allerdings ist schon länger bekannt, "dass ein Mangel mit dem Schweregrad einer Infektion korrelieren kann und eher Ausdruck allgemeiner Schwäche und Multimorbidität ist", sagt Valipour.

  • Melatonin ist ein Hormon, das den Tag-Nacht-Zyklus des Körpers steuert und als Medikament für die Behandlung von Schlafstörungen zugelassen ist. Eine Studie hat nachgewiesen, dass Melatonin Entzündungen im Körper reduzieren kann, möglicherweise auch bei Covid-19.

  • Aspirin wird zur Bekämpfung von Covid-19-Symptomen eingesetzt, etwa gegen Fieber. Es wirkt auch bei anderen Viruserkrankungen wie der Grippe gegen klassische Erkältungsbeschwerden. Bislang ist noch unklar, ob Trump aus diesem Grund oder zur Blutverdünnung mit Aspirin behandelt wurde. (Bernadette Redl, 7.10.2020)