Wenige Tage vor der Wien-Wahl sorgt der letztgereihte grüne Kandidat Krimi für Wirbel.

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Wien – In den sozialen Medien sorgt derzeit ein Video für Aufregung, das einen Kandidaten der Grünen für die Wien-Wahl zeigt. Dabei handelt es sich um Abdelati Krimi, der auf dem 40. und damit letzten Listenplatz gereiht ist. In dem Beitrag in arabischer Sprache soll sich Krimi gegen das geltende österreichische Eherecht aussprechen. Auf Facebook meldete sich am Mittwoch Krimi selbst zu Wort – der Ausschnitt sei fehlerhaft übersetzt worden, verteidigte er sich.

Konkret geht es um eine arabischsprachige Sendung mit dem Titel "Live mit Krimi" vom 8. August. Der Videoausschnitt wurde von der Politologin Nina Scholz verbreitet, der er laut eigenen Angaben zugespielt worden war. Sie habe die Untertitel von zwei arabischsprachigen Kolleginnen überprüfen lassen, teilte sie in ihrem Posting mit. Sie seien korrekt. Das ergab auch eine erste Übersetzung des STANDARD. Das Video ist allerdings stark geschnitten und die Zitate werden nicht in vollem Kontext gezeigt. Auch sagt Krimi nicht "Weib", sondern "Harem", das arabische Wort für "Ehefrau".

Krimi weist Vorwürfe als falsch zurück

In dem Video ist zu sehen, wie eine Moderatorin dem Grünen die Frage eines Zuschauers zum österreichischen Eherecht vorlegt. Krimi antwortete dabei – laut der im Video eingeblendeten Übersetzung: "Bei Allah, über dieses Thema haben wir schon mal gesprochen. (...) Zum Wohlbefinden der Kinder wollen wir zwischen den Eltern schlichten. Es ist etwas Gutes, und wir werden versuchen, dieses soziale Problem zu lösen, obwohl wir gegen die Gesetze dieses Landes sind, weil diese Gesetze die Frau schützen und ihr Obsorgerechte geben und auch die Rechte zur Erziehung der Kinder." Später soll er laut Scholz in der vollständigen Aufnahme der Sendung noch hinzugefügt haben: "Es ist ein großes Problem, und wir werden es uns in Zukunft ansehen."

In einer Stellungnahme auf Facebook verteidigte sich Krimi gegen die Vorwürfe. "Bei jeder Wahl, versuchen irgendwelche Leute mich zu stoppen mit irgend einem Geschmacklosen Schmutzigen Wahlkampf (sic)." Die Übersetzung und Interpretation des Videoausschnitts seien falsch. In der Frage sei es darum gegangen, dass Männer bei einer Scheidung weniger Rechte hätten, ihre eigenen Kinder zu sehen. In Zukunft wolle er auch eine Sozialarbeiterin diese Fragen beantworten lassen. Er bestreitet, in seinem Posting die österreichischen Gesetze zu kritisieren, und betonte, Feminist zu sein.

Hebein ortet "Dirty Campaigning"

Die Wiener Grünen-Chefin Birgit Hebein stellt sich vor Abdelati Krimi, der für die Partei auf dem 40. Platz bei der Landtags- und Gemeinderatswahl kandidiert. "Das stinkt gewaltig nach Dirty Campaigning", mutmaßte sie in einer Stellungnahme gegenüber der APA am Mittwochnachmittag. Das Video soll nun beglaubigt übersetzt werden, dann würden die nächsten Schritte folgen.

Hebein ortet jedenfalls eine Kampagne: "Wie knapp vor der Wahl so ein Video aus dem Juli auftaucht, wie es selektiv geschnitten ist, wie die Untertitel ausschauen und WIE da übersetzt wird (...), dass da statt 'Frauen' einfach 'Weiber' geschrieben wird, etc." Die Grünen-Chefin wolle auf der Basis von Fakten handeln, wie sie unterstrich, und deshalb soll nun das Video beglaubigt übersetzt werden. "Denn der Verdacht liegt nahe, dass Abdelati Krimi das anders meint, als dieser kurz zusammengeschnittene Ausschnitt suggeriert."

In dem Statement stellte Hebein auch die grüne Haltung zum Thema Obsorge klar: "Das Kindeswohl und die Rechte der Frauen stehen über allem. Auch das bisher bekannte Handeln von Abdelati Krimi zeigt davon keinerlei Abweichung." (APA, 7.10.2020)