Typische Handlungsfelder der Community-Health-Nurse sind neben der Beratung von pflegenden Angehörigen auch die Tätigkeit im Schulsektor oder in der Familienberatung.

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"Viele verbinden mit dem Pflegeberuf, dass alte, kranke Menschen in Kliniken und Pflegeheimen gepflegt werden. Dabei denkt man an Körperpflege – wie Waschen, Eincremen oder Haarefrisieren. Daran, dass das Essen eingegeben wird, meist in Form eines Breis, eingedickt oder als Pudding. Wortlos sitzen gebrechliche Menschen bei Tisch. Und manche von ihnen wissen oft die Namen ihrer Angehörigen nicht mehr.

Dieses Bild vom Alter und vom Pflegeberuf zwingt jede Frohnatur nach ein paar Jahren in die Knie. Viele der Pflegefachkräfte verlassen die Pflegeeinrichtung, und oft kehren sie dem Beruf für immer den Rücken. Und so stehen wir vor der Situation, dass in Österreich bis 2030 zwischen 75.000 und 100.000 Pflegekräfte benötigt werden. Diese Annahme trifft jedoch nur zu, wenn wir die Rahmenbedingungen nicht verändern beziehungsweise wenn wir kein neues Bild des Pflegeberufs zeigen. Es geht um Gesundheitspflege statt um Krankenpflege.

Eine Community-Health-Nurse braucht das Wissen um Krankheiten und Defizite. Doch der Blick ist auf die Gesundheit der Menschen und da vor allem auf Lebensqualität gerichtet. Typische Handlungsfelder der Community-Health-Nurse sind die Beratung von pflegenden Angehörigen, die Vernetzung und Koordination der Schnittstellen – wie sie beispielsweise bei Krankenhausentlassung auftreten. Als School-Nurse im Schulsektor oder als Family-Health-Nurse in der Familienberatung. International zählt man fast 20 unterschiedliche Ausprägungen.

Tätigkeitsfelder

Es gibt nur wenige Berührungspunkte zu den etablierten mobilen Diensten, deren Hauptaufgabe die häusliche Pflege ist. Die Tätigkeitsfelder der mobilen Dienste um Beratung zu erweitern ist durchaus sinnvoll und zu begrüßen. Dass jedoch Trägerorganisationen regionsweise Community-Health-Nurses stellen, wäre aufgrund der politischen Zuordnung eine massive Einschränkung der Vielfalt. Und diese Chance vielfältiger Angebote möchten wir forcieren.

Täglich erleben wir, dass es empathische Pflegeexperten gibt, die ihre Leidenschaft voll und ganz leben möchten. Bei den derzeitigen Rahmenbedingungen ist das oftmals nicht möglich. Diese Pioniere unterstützen wir, indem wir sie zu Pflege-Thinktanks einladen. Wir nutzen die Schwarmintelligenz, und wir bringen sie mit neuen Feldern der Gesundheitsversorgung in Berührung. Dabei sind Telemediziner gleichermaßen wie Digitalisierungsexperten vertreten. Neues entsteht nur aus anderen Blickwinkeln. Mut braucht diese Vorgehensweise schon, aber gleichzeitig wissen wir, dass Co-Creation den Job der Community-Health-Nurse erst zukunftsfähig macht.

Ausbildung

Die Voraussetzung dafür, eine Community-Health-Nurse zu werden, ist leicht erklärt: Man muss das Diplom für den gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege haben. Das ist alles. Es ist kein Studium zwingend notwendig und auch keine Spezialisierung. Die Praxis zeigt aber, dass ein Wechsel von der Krankheitspflege zur Gesundheitspflege nicht von allein geht. Die neuen Handlungsfelder brauchen Wissen im Bereich Prävention, Gesundheitsförderung und vor allem Beratungsmethoden.

Die Community-Health-Nurse wird für die Gesundheitsdrehscheibe von der Gemeinde bezahlt und von Bürgern, die ihre Schulungs-, Beratungs- und Workshop-Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Konkrete Zahlen lassen sich derzeit nicht ermitteln. Über 22.000 Pflegekräfte im mobilen Dienst und vermutlich eine ‚Handvoll‘ selbstständig tätige Pflegeexperten, deren Haupteinkommensquelle Pflegeberatung ist. Solange ‚Community-Health-Nurse‘ kein klar definiertes Berufsbild ist, wird es kaum konkrete Zahlen geben." (Karin Bauer, 12.10.2020)