Lassen Sie nicht im Regen stehen: die Staatskünstler Thomas Maurer, Florian Scheuba und Robert Palfrader.

Ingo Pertramer

Sie nennen sich zwar "Staatskünstler", sind aber weit davon entfernt, eine ruhige Kugel zu schieben und sich im Lichte des Regimes sonnen zu können. Wie auch, wenn es einem die handelnden Politakteure allein der letzten zwei Jahre so dermaßen schwer machen. Das Satiretrio Florian Scheuba, Thomas Maurer und Robert Palfrader hatte mit seiner volksaufklärerischen Show Jetzt erst recht gerade erst das Ibizagate humoristisch verwunden, da fiel mit dem Coronavirus schon die nächste Bombe vom Himmel.

Das schrie geradezu nach einem Update. Und mit Jetzt erst recht! reloaded: Koste es, was es wolle haben die Staatskünstler bravourös geliefert – ohne Zweifel das derzeit beste politsatirische Programm zur Lage der Nation. Am Mittwoch feierte es im Wiener Rabenhof Premiere, ab sofort tourt das Trio damit durch Österreich – immer leicht aktualisiert, denn in Wien stand auch die lokale Wahl mit im Fokus.

Liebelingszielscheibe Strache

Fast schon bedauernswert scheint, dass den Staatskünstlern bei diesem Stadtvotum ihre Lieblingszielscheibe Heinz-Christian Strache endgültig abhandenkommen könnte. Denn genüsslich wird hier in freiheitlichen Wunden gebohrt. Zum Beispiel, wenn in einem der zahlreichen per Video eingespielten Sketches dem HC (sensationell dargestellt von Maurer) der Geist des verstorbenen Jörg Haider (im Designerzwirn: Scheuba) erscheint, und die beiden ihren bizarren Lehrer-Schüler-Konflikt unter dem nach Spesen gierenden Auge von Straches Wahrsagerin (super lustig: Palfrader) austragen. Da hilft dem Ex-Blauen auch der angebliche Besitz eines Eigenurin-Amuletts nichts mehr – ein via Boulevard gestreutes Gerücht, das die Staatskünstler dankbar aufgriffen.

Es bleibt aber nicht bei den billigen Witzchen, sondern geht wie immer auch um die bitteren Wahrheiten: Korruptionisten, türkise Selbstinszenierer, die sogar mit Flüchtlingsleid noch auf gute PR abzielen, eine an sich selbst verzweifelnde SPÖ, deren Prolo- und Boboflügel sich in einem Sketch als Regenschirmfirma ("seit 1889") über die eigene Krise nicht einig werden. Die türkis-grüne Koalition wird als auf inhaltsleere Wordings reduziertes Youtube-Kasperltheater inszeniert und die den Boulevard begünstigende Medienförderung gegeißelt.

Zum Brüllen komisch, auch hinter der Maske, wird aber eine NS-Version des Ibiza-Videos, in der Palfrader als Hitler in der Videofalle seine Pläne zur Machtergreifung ausbreitet. Allein das lohnt den Besuch. (Stefan Weiss, 8.10.2020)