Hacker macht 150 Millionen Euro locker.

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Drei Tage vor der Wiener Gemeinderatswahl nimmt sich Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) Zeit. Die Betonung liegt auf Sportstadtrat, denn Hacker ist in Wien auch für Gesundheit und Soziales zuständig. Gesundheit ist derzeit brisanter, Sport wird angesichts der Corona-Pandemie für viele zur Nebensache.

Und trotzdem: Nicht nur Hackers rote Hosenträger mit der Wahlempfehlung "Ludwig 2020" weisen auf den Elefanten im Raum, ja im ganzen Wiener Rathaus hin: In drei Tagen ist Gemeinderatswahl. So ganz zufällig dürfte es also nicht sein, dass der 57-Jährige gemeinsam mit dem Sportsprecher der Grünen, Hans Arsenovic, und Anatol Richter, dem ehemaligen Weltklasse-Fechter und Leiter der MA 51 (Sport), den Sportstättenentwicklungsplan für Wien präsentiert.

Hacker wirkt locker. Und Wien macht locker: 150 Millionen Euro sind für Modernisierung und Sanierung aktueller Sportstätten in Wien berechnet. "Sport. Wien. 2030" heißt das. Der Sportstadtrat erklärt: "Die 150 Millionen Euro sind die größte Investition in diesem Bereich seit Jahrzehnten und werden nicht nur den Sport in Wien nach vorn bringen, sondern sind gleichzeitig auch eine Konjunkturmaßnahme in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Der Fokus liegt dabei nicht auf ein, zwei Leuchtturmprojekten, sondern ist ganz klar auf den Breitensport ausgerichtet."

Leuchttürme

Eine Zustandsanalyse der bestehenden Sportstätten habe ergeben, dass bei 70 Prozent ein Sanierungs- und Modernisierungsbedarf bestünde. Befragt wurden die mehr als 70 Wiener Fachverbände und ihre Vereine. Dabei kristallisierte sich besonders ein Trainingsbedarf für den Hallensport heraus: "Hinter uns liegt ein fast zweijähriger, intensiver Prozess mit Vereinen, Verbänden, Experten und den Vertretern anderer Parteien im Landessportrat", sagt Hacker.

Dass es in einem Meer an Maßnahmen, darunter die Generalsanierung der Rundhallen, zusätzliche Pump-Tracks und Sportkäfige und der Ausbau der städtischen Sportanlagen, aber auch Leuchttürme braucht, zeigt der Plan für den Bau einer neuen, multifunktionalen Sporthalle mit einer Zuschauerkapazität von rund 3000 Personen. Durch ein- und ausfahrbare Tribünen könne innerhalb kurzer Zeit vom Trainings- in den Wettkampfbetrieb samt TV-Übertragungsmöglichkeiten gewechselt werden, hieß es. Multifunktional bleibt dabei im sportlichen Rahmen, eine Nutzung abseits, wie etwa für Kulturveranstaltungen oder Konzerte, ist nicht vorgesehen. Die Halle soll rund 30 Millionen Euro kosten. Angestrebt wird, Anfang 2021 den Bau im Gemeinderat zu beschließen.

Die Standortfrage sei noch nicht geklärt, vieles deute aber auf einen Ersatz für das Ferry-Dusika-Stadion im zweiten Bezirk hin. Ebenfalls im zweiten Wiener Gemeindebezirk leuchten die Scheinwerfer auf das Stadionbad. Dort wird es ein zusätzliches 50-Meter-Becken geben, über dem aktuellen Becken wird für den Winter eine ausfahrbare Dach- und Gebäudekonstruktion statt einer Traglufthalle gebaut.

Kein Hickhack

Neben dem Stadionbad steht das Ernst-Happel-Stadion. Zur Zukunft von Österreichs größtem Fußballstadion gäbe es laut Hacker "konstruktive Entwicklungsgespräche mit dem österreichischen Fußballbund". Auch die Stadthalle sei Gegenstand der Zukunft, eine Zustandsanalyse der Multifunktionshalle soll noch heuer starten.

Trotz der zeitlichen Nähe zum Ende der Legislaturperiode schaltet der Sportstadtrat nicht in den Wahlkampfmodus. Vor der Präsentation gab es Versöhnliches: "Ich möchte mich auch bei allen Oppositionsparteien bedanken, dass der Sportentwicklungsplan ohne parteipolitisches Hickhack durchgebracht wurde." (Andreas Hagenauer, 8.10.2020)