Eine türkische Bayraktar-("Fahnenträger"-)TB2-Drohne.

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Die Videos auf Twitter prägen das Bild der Kämpfe zwischen armenischen und aserbaidschanischen Truppen in Bergkarabach. Sie zeigen, wie sich Kamikaze-Drohnen auf feindliche Panzer stürzen oder wie Kampfdrohnen das Feuer auf Armeekonvois eröffnen. Dieser Krieg per Fernsteuerung spielt nicht nur für die Propaganda beider Seiten eine wichtige Rolle, sondern bestimmt, neben Kampfjets und weitreichenden Raketensystemen, auch das Kriegsgeschehen. Während Armenien über eine eigene Drohnenproduktion verfügt, wird Aserbaidschan von seinem wichtigsten Verbündeten Türkei beliefert. Dieser ist zu einer Drohnengroßmacht geworden – auch dank in Österreich hergestellter Motoren.

Die Türkei hat in den vergangenen Jahren ihre Flotte an unbemannten Fluggeräten intensiv ausgebaut, mittlerweile verfügen alle Teilstreitkräfte und auch der Geheimdienst über eine beachtliche Anzahl von Drohnen aus türkischer Produktion. Und diese werden auch eingesetzt. Etwa im Kampf gegen die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) in Anatolien und im Nordirak, gegen Regierungstruppen sowie kurdische Milizen in Syrien oder im libyschen Bürgerkrieg.

Problemloser Export

Die Drohnen aus eigener Produktion werden von der Türkei auch exportiert, bekannt sind Lieferungen der Bayraktar-TB2-Kampfdrohne an die Ukraine und eben nach Aserbaidschan, wo sie derzeit auch für Aufklärungs- und Angriffseinsätze genutzt werden.

Auf Twitter zeigen Propagandavideos das Bild vom Drohnenkrieg.
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Letzteres ist auch dem offiziellen Österreich bekannt, wie das Wirtschaftsministerium in Wien dem STANDARD bestätigt. Dass Bayraktar-TB2-Drohnen mit in Österreich hergestellten Motoren angetrieben werden, weiß das Ministerium ebenfalls. Diese werden vom Unternehmen BRP-Rotax in Gunskirchen nahe Wels gebaut.

Parlament hat sichfür ein Waffenembargo gegen die Türkei ausgesprochen

Seine für Leicht- und Ultraleichtflugzeuge entwickelten Motoren sind weltweit gefragt und werden auch für andere Drohnen genutzt. So treiben sie auch die Predator-Drohnen des US-Militärs an und sind in der israelischen Heron verbaut, die sich auch die deutsche Bundeswehr zugelegt hat. Dass die Motoren türkischer Kampfdrohnen aus Österreich stammen, ist beachtenswert. Immerhin hat sich doch das Parlament im Jahr 2016 einstimmig für ein Waffenembargo gegen die Türkei ausgesprochen.

Die Motoren sind aber Freiwaren, wie Wolfgang Schneider vom Wirtschaftsministerium erklärt. Das bedeutet, dass "sie legal ohne die Einholung einer vorherigen Genehmigung durch das Wirtschaftsministerium in die Türkei exportiert werden konnten und können", so Schneider. Dabei ist seit dem Jahr 2013, als der Drohnenkrieg der Amerikaner gegen islamistische Terrorgruppen in Pakistan öffentlich wurde, bekannt, dass Rotax-Motoren Kampfdrohnen antreiben.

Rotax selbst betont in einer Stellungnahme, dass "Rotax-Flugmotoren über ein unabhängiges, weltweites Distributoren-Netzwerk" vertrieben werden und sich das Unternehmen an alle Gesetzte und Vorschriften hält. "BRP-Rotax liefert keine Motoren direkt an Drohnen-Hersteller und haben auch keine vertraglichen Vereinbarungen mit ihnen", so eine Firmensprecherin. (Markus Sulzbacher, 9.10.2020)